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Editorial: Auf dem Weg in die Pleite…

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

dem unvergessenen Börsenaltmeister André Kostolany wird das folgende Zitat zugeschrieben:

„Ein Spekulant muss mindestens zweimal in seinem Leben pleite gewesen sein, ehe er an der Börse erfolgreich sein kann“.

In der Praxis sieht das dann beispielsweise so aus, dass Anleger ihre besten Aktien mit 20 Prozent Gewinn verkaufen – während die Depotleichen über Jahre hinweg die Bilanz verheeren. Irgendwann will man den Erfolg dann mit der Brechstange erzwingen – und schon ist sie da, die erste Pleite. Natürlich gibt es zahllose weitere Möglichkeiten, den eigenen Erfahrungshorizont an der Börse durch existenzbedrohende Verluste zu erweitern…

Offenbar müssen Börsianer erst so richtig in der Tinte sitzen, ehe ihnen ein Licht aufgeht.

In diesen turbulenten Zeiten beschleicht mich der Verdacht, dass es im wirklichen Leben ganz genauso ist:

Wenn ich mich im Freundes- und Bekanntenkreis umhöre, oder einschlägige Umfragen zu den verschiedensten Themen verfolge, dann staune ich, welche Überzeugungen viele Menschen im Jahr 2021 vor sich hertragen.

Angela Merkel etwa halten diese Leute für eine „konservative Politikerin“. Unsere Medien? Die berichten selbstverständlich frei, unabhängig und objektiv. Dass dieses „Querdenker-Gesindel“ das einfach nicht begreifen will, so heißt es dann, das sei wirklich unerhört…

Der „Great Reset“ ist in den Köpfen dieser Zeitgenossen eine „Verschwörungstheorie“, Bill Gates ein selbstloser Menschenfreund und unser Geldsystem eine segensreiche Erfindung.

Die Nazis, auch das Thema darf natürlich nicht fehlen, waren ganz eindeutig eine ultrarechte Partei. Deshalb sind alle Rechten dumm, gefährlich und müssen bekämpft werden. Um das zu schützen, was diese selbsternannten Wächter über die Meinungsfreiheit für „Demokratie“ halten…

Die Corona-Impfung? Naja, die ist noch nicht abschließend erforscht, aber im Grunde ist das doch eine tolle Sache. Und bald ist alles wieder ganz normal.

Ich habe es aufgegeben, mich in solche Diskussionen einzumischen. Es ist sinnlos. Das Einzige, was man damit erreicht, sind Wut, Ärger und Unverständnis auf der anderen Seite.

Doch wenn ich mir solche Äußerungen anhöre, dann ahne ich, dass uns allen tatsächlich eine ganz gewaltige „Pleite“ ins Haus steht, ehe sich etwas verändert.

Oder wie eine Bekannte neulich zu mir sagte:

„Es muss alles noch sehr viel schlimmer werden, damit die Leute endlich aufwachen“.

Um gleich darauf gut gelaunt hinzuzufügen:

Und es wird noch sehr viel schlimmer werden“.

Wir waren uns da sofort einig und seltsamerweise hat uns diese Perspektive keineswegs beunruhigt. Im Gegenteil, wir waren völlig damit einverstanden, dass es so kommen wird. Weil es so kommen muss…

Wie gut, wenn einen das, was da vor der Tür steht, gar nicht mehr ängstigen kann und man bei all dem Trubel zuversichtlich in die Zukunft blickt…

Wozu so eine Pleite doch gut sein kann…

Nicht nur an der Börse…

Mit herzlichen Grüßen,

Ihr Andreas Hoose