Mitten in der schönsten Partystimmung geraten die Börsenkurse plötzlich ins Trudeln. Mit bangem Blick Richtung China stellen sich immer mehr Anleger die Frage, ob der wankende chinesische Immobilienkonzern „Evergrande“ das Potential haben könnte, analog zu den Entwicklungen im Jahr 2008 eine Art „Lehman-Ereignis“ auszulösen. Passend dazu haben wichtige Indizes, wie der DAX oder der S&P 500 in dieser Woche „schöne“ Verkaufssignale ausgebildet. Wie ist die Lage?
Werfen wir zunächst einen Blick auf den marktbreiten S&P 500: Die folgende Grafik zeigt, dass hier jetzt gleich mehrere Aspekte auf weitere Kursverluste hindeuten.
Da ist zunächst das starke Abwärtsvolumen von vergangener Woche.
Was das Handelsvolumen angeht, war es die stärkste Abwärtswoche der vergangenen Monate. Achten Sie auf den roten Pfeil in der folgenden Grafik. Schon allein dieses Ereignis muss besonders beachtet werden, denn es ist denkbar, dass die vergangene Verfallswoche mit dem starken Abwärtsvolumen einen größeren Kursrutsch im gerade beginnenden Börsenherbst angekündigt hat.
Folgerichtig kam es dann auch bereits zur Eröffnung am Montag dieser Woche zu einem Abwärtsgap. Die Kurslücke weckt Erinnerungen an den Beginn des März-Crash vom vergangenen Jahr. Achten Sie auf die beiden roten Markierungen in der folgenden Grafik.
Ob daraus jetzt mehr wird, das wird sich in China entscheiden. Dazu einige Zahlen: Die Staatsverschuldung des Riesenreichs liegt mittlerweile bei rund 270 Prozent der Wirtschaftsleistung. Notleidende Kredite haben die stattliche Summe von 467 Milliarden US-Dollar erreicht.
Doch ganz aktuell kommt ein weiteres Problem hinzu: Zusätzlich zu den bestehenden Herausforderungen hat der Immobilienriese Evergrande signalisiert, dass fällige Zahlungen an diverse Gläubiger vom Ausfall bedroht sind.
Chinas zweitgrößter Immobilienkonzern steht mit dem Rücken zur Wand: Ohne Zugang zu weiteren Finanzmitteln wird das Unternehmen nicht in der Lage sein, seine Lieferanten zu bezahlen, Projekte fertigzustellen oder Einnahmen zu erzielen. Eine Pleite des Riesen ist somit eine realistische Option – was bei den Größenordnungen, um die es hier geht, die gesamte chinesische Wirtschaft in Mitleidenschaft ziehen könnte:
Im vergangenen Jahr hatte der taumelnde Konzern Umsätze in Höhe von 110 Milliarden Dollar erzielt. Die Vermögenswerte belaufen sich auf 355 Milliarden Dollar. Schon im Juni konnte Evergrande einige Forderungen nicht begleichen. In Summe sitzt das Unternehmen auf Verbindlichkeiten in Höhe von 305 Milliarden US-Dollar (das sind 305.000 Millionen) – und ist damit der am höchsten verschuldete Immobilienentwickler der Welt.
Außerdem ist Evergrande der größte Emittent von Dollar-Junk-Bonds in Asien. Pikant dabei: Das Unternehmen hat Schulden bei 128 Banken, sowie bei 120 Unternehmen außerhalb des Finanzsektors. Die Konstellation ist somit geeignet, einen Flächenbrand in der chinesischen Wirtschaft zu entfachen:
Auf den Konzern entfallen vier Prozent der gesamten hochverzinslichen chinesischen Immobilienanleihen. Die Schulden des Unternehmens sind so groß, dass sie ein systemisches Risiko für das chinesische Bankensystem darstellen, denn verspätete oder ausfallende Zahlungen könnten eine Kettenreaktion bei anderen Instituten auslösen.
Ein Verkauf des Unternehmens könnte wiederum die Immobilienpreise in den Keller treiben und so überschuldete Bauträger zu Fall bringen. Die Behörden befürchten, dass dies den gesamten chinesischen Immobilienmarkt zu destabilisieren droht. Der Sektor macht etwa 30 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung aus.
Darüber hinaus hat der schwergewichtige Konzern massive Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Rund 200.000 Menschen arbeiten festangestellt bei Evergrande, hinzu kommen rund 3,8 Millionen Projektarbeiter pro Jahr.
Als Folge der Turbulenzen ist der Aktienkurs des Unternehmens in den vergangenen 14 Monaten um satte 90 Prozent eingebrochen. Die Anleihen werden derzeit 60 bis 70 Prozent unter ihrem Nennwert gehandelt.
Tatsächlich deutet der Kursverlauf der Aktie an der New Yorker Börse auf eine bevorstehende Pleite hin. Die folgende Grafik lässt das bereits erahnen:
Derzeit deutet sich an, dass Evergrande nicht in der Lage sein wird, die in der kommenden Woche fälligen Zins- und Tilgungszahlungen zu leisten.
Das Vertrauen der Anleger dürfte dies weiter untergraben, denn in den vergangenen Monaten waren bereits zahlreiche private und staatliche Unternehmen in Verzug geraten, die einst als sichere Anlagen gegolten hatten. Somit besteht die reale Gefahr, dass die Investoren aus Angst vor einer Ansteckung beginnen könnten, schlechte aber auch grundsolide Anleihen abzustoßen. Dies könnte dann auch den chinesischen Anleihemarkt in Bedrängnis bringen
Ein vollständiger Zusammenbruch des Immobilienkonzerns hätte somit weitreichende wirtschaftliche Folgen und würde wahrscheinlich auch soziale Unruhen auslösen. Die Zukunft von Evergrande, wie auch der chinesischen Wirtschaft hängt daher davon ab, ob die Behörden das Unternehmen in Konkurs gehen lassen – oder ob die Kommunistische Partei Chinas (KPC) eingreift, um die Stabilität wiederherzustellen.
Und da Sozialisten und Kommunisten mangels vernünftiger Alternativen immer versuchen, die Menschen mit Geldgeschenken bei Laune zu halten, stehen die Chancen günstig, dass auch die KPC jetzt zum „Allheilmittel“ greifen und die Geldschleusen sperrangelweit aufreißen wird.
Doch so viel kann man schon heute prognostizieren: Eine „Rettung“ in dieser Größenordnung wird riesige Geldmengen erforderlich machen. Die Gretchenfrage lautet, ob die Menschen ein Schauspiel, wie nach der Lehman-Pleite ein weiteres Mal mitmachen, oder ob sie dann beginnen werden, dem ungedeckten Papiergeldsystem weiteres Vertrauen zu entziehen.
Letzteres hätte zur Folge, dass die Edelmetall-Preise aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen und die seit mehr als einem Jahr andauernde Konsolidierung beenden. Die folgende Grafik zeigt dazu den Goldpreis auf Wochenbasis:
Für uns und unsere Leser ist die Situation, wie soll man sagen, beinahe „komfortabel“. Denn schon im Sommer hatten wir eine größere Korrektur an den breiten Aktienmärkten angekündigt – und dass wir in einem solchen Umfeld im Edelmetall- und Goldminensektor bestens aufgestellt sind, das versteht sich ohnehin von selbst.
Näheres in der Oktober-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs.
6 Antworten
Focus Online: 300 Milliarden Dollar Schulden: In China bahnt sich ein riesiger Crash an…
Eine riesige Immobilienpleite schockt Chinas Wirtschaft: Die Aktienmärkte werden nervös und befürchten eine Kettenreaktion. Denn auch das Wachstum schwächelt und die Regierung führt mit den Techkonzernen einen Machtkampf.
https://www.focus.de/finanzen/boerse/300-milliarden-dollar-schulden-in-china-bahnt-sich-ein-crash-an_id_24252738.html
Evergrande: Warum sich die Schuldenbombe weltweit ausbreiten wird…
Das Fiasko von Evergrande („EverSCAMMED“) ist nichts anderes als ein klassisches Bernie-Madoff-Ponzi-Schema, in das Immobilienentwickler und gierige Investoren verwickelt sind, die hohe Renditen anstreben und dabei vergessen, dass es auch Risiken gibt. (Jede Generation, so scheint es, muss diese schmerzhafte Lektion auf die harte Tour lernen…)
Wie bei allen erfolgreichen Schneeballsystemen hing der Aufstieg von Evergrande zu einem globalen Fortune-500-Unternehmen davon ab, dass es einen ständigen Nachschub an neuen Trotteln fand, die ihr Geld als „Investitionen“ in das Evergrande-System übergaben.
Gestärkt durch eine Flut von Investitionsgeldern errichtete Evergrande in ganz China ganze „Geisterstädte“ mit Wohngebäuden und verkaufte die lächerliche Idee, dass diese Wohnungen als Altersvorsorge für die Millionen chinesischer Bürger dienen würden, die in ihren Bau „investierten“. Solange die Gebäude in die Höhe wuchsen – und die Anleihezahlungen pünktlich erfolgten -, waren alle davon überzeugt, reich zu werden.
Madoff wälzt sich nicht nur im Grab… er lacht sich tot.
Denn es handelt sich um denselben Madoff-Skandal, nur in einem wesentlich größeren Maßstab. Das Evergrande-Ponzi-Schema umfasst mindestens 300 Milliarden Dollar an direkten Schulden, die sich aufgrund von fremdfinanzierten Anlageinstrumenten und den Auswirkungen von Zahlungsausfällen (d. h. Zahlungsschwierigkeiten) zu einem potenziellen Gesamtrisiko von Billionen Dollar auf der ganzen Welt (bei Banken und institutionellen Anlegern) ausweiten.
Der Zusammenbruch hat gerade erst begonnen… und Chinas FAKE-Wirtschaft ist in echten Schwierigkeiten
Ponzi-Schemata brechen zusammen, wenn die Menschen verlangen, dass ihre „Investitionen“ zurückgezahlt werden, die Betrüger aber nicht genügend neue Investoren gewinnen können, um die bisherigen, die aussteigen wollen, zu finanzieren. Wie Bloomberg berichtet (siehe Grafik unten), schuldet Evergrande 669 Millionen Dollar an Zinszahlungen in den nächsten 3 Monaten.
Jüngsten Nachrichten aus China zufolge sieht es so aus, als würde die dortige Regierung Evergrande dabei helfen, die Schuldenzahlungen an lokale Anleihegläubiger (d. h. Institutionen in China) zu decken, während ausländische Anleihegläubiger außen vor bleiben.
Dies ist ein todsicheres Rezept, um den finanziellen Ausfall international zu verbreiten.
Ein Blick auf das obige Diagramm der Schuldverpflichtungen sollte zu der sofortigen Erkenntnis führen, dass Evergrande zahlungsunfähig sein wird… und die Inhaber ausländischer Schulden werden auf dem Trockenen sitzen. Selbst wenn die chinesische Regierung für alle einzelnen lokalen Investoren und ihre WMP-Investitionen (Wealth Management Product) aufkommt, ist klar, dass Hunderte von Milliarden Dollar an im Ausland gehaltenen Schulden irgendwann (wahrscheinlich bald) abgeschrieben werden.
Schlimmer noch, Evergrande ist nur die Spitze des Eisbergs.
„Der gesamte chinesische Immobilienmarkt steht auf tönernen Füßen“, erklärte der Investmentexperte Jim Chanos gegenüber der Financial Times. „Alle Bauträger sehen so aus. Es gibt viele Evergrandes in China – Evergrande ist nur zufällig einer der größten.“
Das bedeutet, dass US-amerikanische Banken und Institutionen, die in Evergrande investiert haben, katastrophale Verluste erleiden werden. Damit beginnt der Welleneffekt, und die nicht-chinesischen Investoren, die an all dem beteiligt waren, sind plötzlich nicht mehr in der Lage, ihre eigenen Schuldverpflichtungen für ihre eigenen fremdfinanzierten Kredite zu erfüllen.
Warum sollten wir nicht überrascht sein, wenn wir entdecken, dass Banken und Institutionen auf der ganzen Welt billiges Geld geliehen haben, um in Evergrande zu investieren, wo sie mit weit höheren Renditen rechnen konnten? (Was glauben Sie eigentlich, wohin das ganze Geld, das die Fed druckt, fließt? Ein beträchtlicher Teil wird von den Banken in Projekte mit höheren Zinssätzen in der ganzen Welt investiert, wie Evergrande).
Das Ergebnis ist, dass der Zusammenbruch von Evergrande mit ziemlicher Sicherheit eine fiskalische Ansteckung auslösen wird. Die Schuldenimplosion wird sich wahrscheinlich ausbreiten, und wenn die Aufsichtsbehörden nicht in der Lage sind, das Ausmaß dieses Zusammenbruchs fachkundig zu steuern, könnte er im Jahr 2022 zu einer Lawine von gescheiterten Institutionen und Banken auf der ganzen Welt führen.
Dies wird natürlich nicht sofort geschehen. Selbst eine Lawine braucht Zeit, um an Geschwindigkeit und Schwung zu gewinnen. Der erste große Zusammenbruch wurde bereits ausgelöst und hat begonnen, sich auszubreiten, aber ähnlich wie ein Tsunami breitet er sich meist unbemerkt aus, bis er fremde Küsten erreicht, woraufhin sich die Ozeane erheben und ihre katastrophalen Folgen auf alles abladen, was sich ihnen in den Weg stellt.
https://www.naturalnews.com/2021-09-22-evergrande-everscammed-why-the-debt-bomb-contagion-will-spread-globally.html
Ich habe keinerlei Informationen, ob es für die Bonds von Evergrande CDS gibt und wer die emittiert hat. In 2008 brachten die verkauften CDS auf Lehman den Emittenten AIG ins Trudeln. Haben sich die amerikanischen Bondhalter abgesichert? Wenn ja, bei wem?
Auffallend, dass das Volumen der Repo-Geschöäfte der FED mit US-amerikanischen Banken auf einem Rekord bei 1240Mrd USD stehen! In den USA brennt doch bereits das Haus, nur ruft keiner laut „Alarm“.
Es ist noch folgendes zu beachten:
Ein Ausfall einer Anleihe (Default) ist so definiert, dass die Zinsen oder Tilgung nicht innerhalb 30 Tagen ab Fälligkeitstermin geleistet wurden.
Somit ist der offizielle Ausfall erst am 22. Oktober 2021 für die in USD denominierte Anleihe eingetreten.
Evergrande kann also im Oktober erneut auf den Schirm der ach so gutgläubigen Aktienkäufer in den USA rücken.
Es ist faszinierend zu sehen, wie die Anleger das Thema sofort wieder abhaken, sobald auch nur ein paar kümmerliche Zinszahlungen in Aussicht gestellt werden. Im Vorfeld des Corona-Crashs im März 2020 waren die Börsianer ähnlich „weitblickend“.
Aber da die Masse sich ja auch mit lautem Hurra eine experimentelle „Impfung“ verabreichen lässt, muss man sich darüber nicht einmal wundern…
https://www.goldseiten.de/artikel/511716–Kryptoverbot-Stromausfaelle-Kohlemangel-Immocrash-Was-laeuft-da-in-China.html?seite=1
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