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Warum steigt Gold nicht?

Auszüge:

Viele fragen sich, warum Gold nicht steigt, während fast jeder andere Rohstoff angesichts inflationärer Impulse neue Hochstände markiert. Das ist eine sehr berechtigte Frage. Einige meinen sogar, Gold sei tot, ein altes, albernes und „barbarisches“ Relikt vergangener Zeiten, alter Rechnungsweisen und überkommener Vorstellungen von Vernunft. Natürlich sind wir hier anderer Meinung. Nicht weil wir Goldbugs aus der Schweiz wären, sondern einfach weil… ok, wir erklären es.

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In einem gewissen Maße bleibt Gold, auch trotz Basel 3, explizit manipuliert durch eine Handvoll Zentral- und Bullionbanken, denen die Strahlkraft des Goldes ein Graus ist. Und zwar aus keinem anderen Grund als der Scham darüber, dass Währungen (als auch verrückte monetäre Experimente) immer schwerer in Misskredit geraten.

Wir verfolgen tagtäglich die Bewegungen von physischem Gold, und wir können geradezu mit Sicherheit sagen, dass der Goldpapier-Handel nichts zu tun hat mit den ansonsten so „barbarischen“ Kräften von echtem Angebot und echter Nachfrage nach dem Edelmetall.

Nichts.

Kurz: Der Papierpreis von Gold ist zu einer Fiktion geworden, die als Realität akzeptiert wurde. Was nicht verwundert in einer Finanzlandschaft, die sich jeder Vorstellung von ehrlicher Preisfindung oder grundlegenden kapitalistischen Prinzipien widersetzt (Beispiele: überbewertete Aktien, negativ verzinste Anleihen und transparenzallergische Zentralbanken).

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Zentralbanken arbeiten verzweifelt daran, höhere Inflation zu erzeugen, um Schulden wegzuinflationieren, ohne dies zugeben zu müssen.

Was doppelzüngige politische Entscheidungsträger da machen, ist grundsätzlich nichts Neues; einst wurden 2% Inflation als Obergrenze anvisiert, neu ist heute, dass jene 2% Inflation als neue Untergrenze „erlaubt“ sind.

So wie Nixons Aussage 1971 zur „vorübergehenden“ Schließung des Goldfensters oder Bernankes Versprechen von 2009 zum vorübergehenden Einsatz von QE, so ist auch die Lüge des Jahres 2021 von „vorübergehender Inflation“ nicht weniger eine Lüge als die Lügen von 1971 oder 2009.

Und? Kommt einem irgendwie bekannt vor, oder?

Darüber hinaus braucht man bloß Realist zu sein, und kein Träumer, um die heutige und vor uns liegende inflationäre Wirklichkeit zu erkennen. Zentralbanker mögen beispielsweise unehrlich sein, aber sie sind nicht vollkommen blöd; nein, nur verzweifelt und realistisch. In den USA zum Beispiel setzt eine niederschmetternde aber auch explizit beschämende öffentliche Verschuldung (d.h. Staatsschuld) von 28,5 Billionen $ dem Handlungsspielräumen im Weisen Haus oder im Eccles Building (dem Fed-Hauptsitz) sehr schnell Grenzen.

Kaum weitere Optionen als Inflation

Aus diesem realistischen Blickwinkel betrachten wir jetzt die Handlungsoptionen der politischen Entscheidungsträger. Sie haben vier Möglichkeiten, um mit solchen Schulden umzugehen: Steuererhöhungen, Ausgabeneinschnitte, Bankrotterklärung oder aber die Entwertung der eigenen Währungen durch Inflation. Die ersten zwei werden in den USA schon angewendet – sprich politische Anstrengungen, um Steuererhöhungen zu erreichen und „Gerede“ um Ausgabeneinschnitte. Beides politisch schwierige Optionen.

Die Bankrotterklärung außen vor gelassen, bleibt als bevorzugte Option nur noch die Abwertung des US-Dollars, welche dadurch erreicht wird, dass man die Realzinsen vorsätzlich auf extrem negative Stände treibt.

Lässt man der Inflation ihren Lauf und hält die Zinsen gleichzeitig niedrig, so reduziert sich die Zahl der Dollars, die zur Schuldenrückzahlung benötigt wird. Für normale Menschen ist das überhaupt nicht schön, allerdings ist die Fed, wie wir schon so häufig erklärt hatten, auch nicht an normalen Menschen interessiert. Anders formuliert: Indem der Wert des US-Dollars verringert wird, können die USA nun ihre laufenden Schulden mit abgewertetem Geld begleichen. Dazu braucht es auch keine Erlaubniszettel vom US-Kongress, und auch nicht vom Steuerzahler.

Angesichts eines derartigen Realismus wollen wir nochmals klar und unumwunden festhalten: Im Gegensatz zu gerade „nicht-steigenden“ Goldpreisen ist diese Inflation definitiv nicht „vorübergehend“ und wird es auch nicht sein. Viel mehr wird bewusst betriebene Inflation aktiv als Werkzeug des Sachzwangs eingesetzt – von eben jene Antihelden, die uns in dieses Schuldenloch gebracht haben.

Mehr Fed-Sprech, Weniger Redlichkeit

Das heißt: Die Fed wird wie auch immer geartete Ausreden, Wörter, Phrasen und Lügen auffahren, um ihr geldpolitisch moderates Vorgehen zu rechtfertigen, obgleich sie öffentlich mit strengem Gerede über geldpolitische Straffungen (Fed-Tapering) kokettiert. Schon jetzt drängt Powell, wenn er sozialen und umweltpolitischen Aktivismus anspricht, die Federal Reserve weit über ihr Mandat hinaus, denn das sind die netten Phrasen, mit denen sich… ja sie raten richtig… mehr Geldschöpfung und mehr (aber nicht „vorübergehende“) Inflation rechtfertigen lässt.

Wenn ich Powell über die „Ungleichheiten am Arbeitsmarkt“ reden höre, nachdem die Fed Jahre damit zugebracht hat, das oberste 1% der Gesellschaft zu Lasten der zunehmend ärmer werden unteren 90% reicher zu machen, dann höre ich hier derart triefende Scheinheiligkeit, dass mir die Augen tränen.

In diesem dunklen Licht betrachtet, ist die Idee der Unabhängigkeit der Fed komplett und restlos fiktiv. Stattdessen überschreitet die Fed langsam die Linie, hinter der sie zum direkten Financier der gesamten Nation wird – und das geht allein mithilfe monetärer Expansion sowie vorsätzlicher (und damit deutlich steigender) Inflation. Und das ist die Besteuerung der Armen und eine Kugel ins Herz des US-Dollars. Satzende. Punkt.

Alles dreht sich um Schulden

An diesem Punkt sind wir realistischerweise wieder beim Thema Verschuldung angekommen. Ist die Menge der unrückzahlbaren Schulden zu hoch (ob nun im zombiefizierten Unternehmenssektor oder beschämenderweise auf nationalen Niveau), entfalten steigende Zinsen tödliche Wirkung.

Wie die Fed seit 2018 erfahren musste, reichen schon ein kleine Zinsanstiege, um die schuldengesättigte Märkte zu vernichten. Und die Kapitalertragssteuern dieser Märkte sind im Grunde alles, was Uncle Sam auf der Einnahmeseite einer Nation verbuchen kann, deren BIP vor Jahren an China verkauft wurde. Und dennoch… und dennoch… scheinen die Märkte vom Wunsch getrieben, dem Fantasiegebilde (und Fed-Sprech) von einer „vorübergehenden“ Inflation, Glauben zu schenken.

Was kommt jetzt?

Unsere Einschätzung ist eine deutlich andere.

Als schonungslose Realisten erwarten wir, dass die Fed die Zinsen vielleicht nominal anheben wird. Dennoch: Bereinigt um diese vorsätzliche! aber öffentlich abgestrittene Inflation werden die Realzinsen weiter in den Keller gehen, je stärker die Inflation anzieht. Denn Nationen, die mit dem Rücken an der Schuldenwand stehen, folgen immer dem Weg der Inflationierung und nicht dem der Deflation – das ist deren nüchterne Wirklichkeit (und Wahl).

Wie ich jüngst geschrieben hatte, ist nichts mehr real, alle Tabus werden gebrochen. Die Fed wird mehr Geld drucken (über QE und/ oder Rückkaufprogramme), während gleichzeitig die Finanzpolitik nachlegt – ein veritabler Doppelschlag für mehr zukünftige „Liquidität“. Das ist natürlich Wahnsinn, der schlimm enden wird.

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Gold: Wartet ab

Obgleich Mathematik, Geschichte und RealPolitik Wegweiser für den weiteren Verlauf sind, ist Gold derzeit heftigen Angriffen ausgesetzt, weil es einfach nicht „genug mache“ – zwei Jahren mit zweistelligen prozentualen Zuwächsen zum Trotz. Doch Goldinvestoren sind nicht gierig, sie sind geduldig, und sie halten diese physische Anlage (kein Papier) langfristig, wie zuvor beschrieben.

Langfristig heißt in diesem Kontext auch Folgendes: Angesichts der vor uns liegenden Inflation und der heutigen wie zukünftigen Zerstörung der Währung, die wir täglich nutzen, ist der heutige Goldkurs ein bei weitem nicht so relevantes Thema wie die Rolle des Gold beim Schutz weitsichtiger Anleger vor dem, was kommen wird.

Die Hauptfunktion von Gold ist letztlich seine Versicherungsfunktion im Kontext eines schon jetzt niederbrennenden globalen Finanz- und Währungssystems. Wer jetzt logischerweise nach Kursen, Vorhersagen und Modellen fragt, dem sei das gesagt, was jeder, der bei einer Bank gearbeitet hat, weiß: Solche Modelle sind so komplex wie nutzlos. Wir halten es einfacher und bescheidener.

Allein wenn man die Wachstumsraten der Geldmengen mittels bestimmter Regressionen nachverfolgt, gelangt man (auf Grundlage dieser monetären Expansion) zu einem realistischen Preisziel, das bis Ende des Jahrzehnts deutlich oberhalb von 4.000 $ liegen dürfte.

Für alle, die heute auf Renditejagd sind, mag das sexy klingen, oder auch nicht. Doch wenn sich die gejagten Renditen in Verluste umwandeln, die heute, wo die Märkte noch neue Höchststände markieren, unvorstellbar krass sind, dann müssen wir Sie ernsthaft daran erinnern, dass alle Blasen – selbst mit Fed-„Unterstützung“ – ein und dasselbe machen: „Krach.“.

Wir können Ihnen an dieser Stelle nicht sagen, wann…, niemand kann das. Wir raten ganz einfach dazu, dass Sie vorbereitet sind, um nicht reagieren zu müssen.

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