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»Ein Schuldenerlass biblischen Ausmaßes steht kurz bevor«

Vor viertausend Jahren entdeckten die Herrscher des alten Babylon eine Methode, mit der sie gewalttätige Revolten verhindern konnten. In der Antike neigten die Menschen dazu, sich bei ihren Gläubigern hoffnungslos zu verschulden. Doch irgendwann erhoben sie sich und verursachten eine Instabilität, die das gesamte Herrschaftssystem bedrohen konnte.

Die Herrscher der antiken Welt erkannten diese Gefahr. Ihre „Lösung“ des Problems bestand darin, einen umfassenden Schuldenerlass – ein so genanntes Schuldenjubiläum – durchzuführen. Diese Ereignisse waren eine Art gesellschaftliches Druckablassventil, wenn es keine anderen Möglichkeiten mehr gab.

Die Praxis verbreitete sich in der gesamten antiken Welt und wurde in verschiedenen Zivilisationen aufgegriffen. Im Buch Levitikus beispielsweise wird das Schuldenjubiläum als Ende eines 49-jährigen biblischen Zyklus anerkannt – sieben Zyklen von sieben Jahren.

Ich denke, dass diese uralte Praxis bald ein großes Comeback erleben wird, da die Verschuldung heute unerträgliche Ausmaße erreicht. Tatsächlich hat die Zeit der Schuldenjubiläen bereits begonnen… und die Folgen für Investoren werden tiefgreifend sein. Es ist wichtig zu wissen, dass Schuldenjubiläen nicht auf magische Weise neuen Wohlstand schaffen. Sie verteilen ihn einfach um: Schuldenjubiläen sind Regierungsdekrete, die auf einen massiven Vermögenstransfer mit großen Gewinnern und Verlierern hinauslaufen.

Präsident Bidens kürzlicher Erlass von Studentenkrediten war die erste Stufe eines modernen Schuldenerlasses biblischen Ausmaßes.

Der Vorgang war beispiellos. Einseitige Maßnahmen der Exekutive in diesem Umfang hat es in Friedenszeiten noch nie gegeben. Außerdem ist es eigentlich die Aufgabe des Kongresses und nicht des Präsidenten, Ausgabenentscheidungen dieser Größenordnung zu treffen.

Schätzungen zufolge belaufen sich die unmittelbaren und aufgeschobenen Kosten für den Erlass von Studentenkrediten auf mindestens 590 Milliarden Dollar. Bidens Schuldenerlass für Studiendarlehen ging selbst Obamas ehemaligem Chef-Wirtschaftsberater Jason Furman zu weit, der ihn so beschrieb:

„Es ist leichtsinnig, eine halbe Billion Dollar Benzin auf das bereits brennende Feuer der Inflation zu gießen.“

Abgesehen von den inflationären Auswirkungen – auf die ich gleich noch zu sprechen komme – hat das Jubiläum der Studentenkredite auch einen Präzedenzfall geschaffen, der meiner Meinung nach nicht mehr rückgängig gemacht werden kann.

Denken Sie daran, wie sich jetzt jene jungen US-Bürger fühlen, die sich umsichtig verhalten haben.

Diese Menschen haben vielleicht andere Karrierewege eingeschlagen, um Studiendarlehen zu vermeiden, sie haben ihre Ausgaben gekürzt, um sich ein Studium ohne Kredite leisten zu können, oder sie haben ihre Studienschulden abgezahlt.

Diese Menschen fühlen sich jetzt womöglich wie die größten Trottel aller Zeiten.

Nicht nur, dass sie keinen Schuldenerlass erhalten, sie müssen auch noch auf die eine oder andere Weise für diejenigen aufkommen, denen ihre Studienkredite erlassen wurden.

Ich kann mir vorstellen, dass diese Menschen wütend sein werden und wahrscheinlich, wie viele Amerikaner, beträchtliche Auto-, Hypotheken- und Kreditkartenschulden haben. Sie werden nun also auch einen Schuldenerlass wollen… und ich wette, sie werden ihn bekommen.

Inmitten steigender Preise schießen die Verbraucherschulden aktuell in die Höhe. Mit mehr als 16 Billionen Dollar haben sie einen historischen Höchststand erreicht. Die dolgende Grafik zeigt das:

Angesichts steigender Zinssätze werden die Kosten für die Bedienung dieser Rekordschulden für viele untragbar. Infolgedessen haben viele Amerikaner ihre maximale Verschuldungssättigung erreicht und stoßen an eine finanzielle Belastungsgrenze.

Wie Biden gezeigt hat, genügt ein Federstrich des US-Präsidenten, um Hunderte von Milliarden an Schulden zu tilgen. Ich denke, dass der politische Druck, dies erneut zu tun, unwiderstehlich sein wird – vor allem vor Wahlen – um damit Wählerstimmen zu sichern.

Das Jubiläum der Studentenkredite hat einen Präzedenzfall geschaffen.

Ich denke, es wird nicht mehr lange dauern, bis wir ein Kreditkarten-Jubiläum, ein Autokredit-Jubiläum oder ein Hypotheken-Jubiläum erleben werden.

Wie wird die Regierung für all diese Jubiläen bezahlen?

Es ist unwahrscheinlich, dass sie die Steuern so weit anheben kann, dass sie sie bezahlen kann.

Es würde auch keinen Sinn machen, mehr Schulden zu machen, um andere Schulden zu tilgen.

Die einzige Möglichkeit, diese Jubiläen zu finanzieren, ist also das Drucken von Geld. Ich vermute also, dass sie genau das tun werden.

Deshalb werden die kommenden Schuldenjubiläen „Benzin in das bereits brennende Feuer der Inflation gießen“.

Aber es sind nicht nur die Schulden der Verbraucher, die unerträglich geworden sind. Der große Wurf sind die Bundesschulden der US-Regierung.

Die US-Regierung hat die größten Schulden in der Geschichte der Welt. Und sie wachsen weiter in einem rasanten, unaufhaltsamen Tempo.

Kurz gesagt, die Regierung nähert sich mit Sieben-Meilen-Stiefeln dem finanziellen Endspiel.

Der Grund dafür:

Die US-Staatsverschuldung hat sich parabolisch entwickelt und beträgt heute fast 31 Billionen Dollar. Um das einzuordnen: Wenn Sie 1 Dollar pro Sekunde verdienen würden, würde es über 992.956 JAHRE dauern, um die US-Staatsschulden zu tilgen. Und zwar unter der vollkommen unrealistischen Annahme, dass die Schulden nicht weiter steigen.

Die Wahrheit ist, dass sich die Schulden immer weiter auftürmen werden, es sei denn, der Kongress trifft einige politisch unmögliche Entscheidungen zur Ausgabenkürzung. Aber rechnen Sie nicht damit, dass das passiert. Im Gegenteil, jetzt, da die Defizite in Höhe von mehreren Billionen Dollar normalisiert wurden, laufen sie in die entgegengesetzte Richtung.

Die Verschuldung ist so hoch, dass selbst eine Rückkehr der Zinssätze auf ihren historischen Durchschnitt bedeuten würde, dass die Zahlung der Zinskosten für die Schulden mehr als die Hälfte der derzeitigen Steuereinnahmen verschlingen würde. Die Zinsausgaben würden die Ausgaben für Sozialversicherung und Verteidigung in den Schatten stellen und zum größten Posten im Bundeshaushalt werden.

Zweitens wird angesichts der auf 40-Jahres-Hochs gestiegenen Preise eine Rückkehr zum historischen Durchschnittszinssatz nicht ausreichen, um die Inflation einzudämmen – nicht einmal annähernd. Es ist ein drastischer Anstieg der Zinssätze erforderlich – vielleicht auf 10 % oder mehr. Das würde bedeuten, dass die US-Regierung mehr für die Zinsausgaben zahlt, als sie an Steuern einnimmt.

Kurz gesagt, die Federal Reserve sitzt in der Falle.

Eine Anhebung der Zinssätze, die hoch genug wäre, um die Inflation zu dämpfen, würde die US-Regierung in den Bankrott treiben. Mit anderen Worten, das Spiel ist vorbei. Sie haben keine andere Wahl, als das System zurückzusetzen – und genau das tun Regierungen, wenn sie in der Falle sitzen.

Wie werden sie das System wiederherstellen?

Das weiß niemand so genau. Aber ich würde wetten, dass ein Schuldenerlass biblischen Ausmaßes ein großer Teil davon sein wird.

Wie also wird die US-Regierung ihre unmögliche Schuldenlast verringern?

Ich vermute, dass sie sich nicht explizit äußern wird. Das würde zu sehr nach einem Zahlungsausfall aussehen. Es würde die Rolle der USA als Zentrum des Weltfinanzsystems zerstören.

Ich glaube nicht, dass die US-Regierung, wenn sie die Wahl hätte, die sofortige Selbstzerstörung wählen würde. Da Machthaber nicht freiwillig aufgeben, sollten wir davon ausgehen, dass sie sich dafür entscheiden werden, die Staatschulden heimlich über die Inflation zu tilgen.

Inflation ist ein großer Bonus für Schuldner. Sie ermöglicht es, sich in Dollar zu verschulden und in Dimes zurückzuzahlen.

 Und da die US-Regierung der größte Schuldner in der Geschichte der Welt ist, ist sie der größte Einzelprofiteur der Inflation.

Deshalb glaube ich, dass das Jubiläum der Bundesschulden in Form einer massiven Inflationswelle kommen wird.

Das ist die Quintessenz:

Die kommenden Schuldenjubiläen könnten zur Folge haben, dass viele Billionen an Verbindlichkeiten getilgt werden und eine bisher unvorstellbare Inflation entsteht.

Das könnte den größten Vermögenstransfer der Geschichte auslösen.

Denken Sie daran, dass Schulden nicht in einem Vakuum existieren. Sie sind eine Verbindlichkeit für den Kreditnehmer und ein Vermögenswert für den Kreditgeber.

Diejenigen, die ihr Vermögen in staatlichen Währungen angelegt haben, Anleihegläubiger und Gläubiger werden die großen Verlierer sein.

Schuldner und diejenigen, die unbelastete, knappe Vermögenswerte besitzen, werden die großen Gewinner sein.

Das ist sicherlich kein gerechtes Ergebnis.

Umsichtige Sparer sollten nicht für die Exzesse der Schuldner aufkommen müssen.

Aber Vorstellungen darüber, was gerecht ist und was nicht, haben Bidens Studentenkredit-Jubiläum nicht behindert – und sie werden es sicher auch bei den kommenden Jubiläen nicht tun.

Obwohl das für viele Menschen bedauerlich ist, kann niemand mehr etwas tun.

Die Verschuldung hat bereits einen Sättigungspunkt erreicht, und die Regierung könnte Jubiläen bald als politisch attraktive Option betrachten.

Deshalb ist es am besten, die Realität dieses Big Picture zu erkennen und sich entsprechend zu positionieren.

Das bedeutet, knappe und wertvolle Vermögenswerte zu besitzen, für die nicht gleichzeitig jemand anderes haftet.

Entscheidend ist, dass dies Fiat-Währung auf Bankkonten ausschließt.

Denken Sie daran, dass Papiergeld (gleichgültig in welcher Währung Anm. d. Red.) die ungesicherte Verbindlichkeit einer bankrotten Regierung ist.

Sobald Sie Geld bei einer Bank einzahlen, gehört es Ihnen nicht mehr. Technisch und rechtlich gesehen ist es jetzt das Eigentum der Bank. Was Sie stattdessen besitzen, ist eine ungesicherte Verbindlichkeit der Bank.

In einer Zeit der Jubiläen, in der Schulden getilgt werden, möchten Sie nicht auf der anderen Seite ungesicherter Verbindlichkeiten jeglicher Art stehen.

Ich vermute, dass es bald so weit sein könnte… und es wird für viele nicht schön werden.

Der englischsprachige Originalbeitrag ist hier erschienen…

Wie wir die Lage einschätzen, und was wir jetzt tun würde, das erläutern wir in der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs.

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