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Goldminen-Aktien: Extremer Pessimismus…

Die eigentliche Kunst an der Böse besteht darin, sich von Angst und nackter Panik, aber auch von blinder Gier und überschäumendem Optimismus nicht anstecken zu lassen, und stattdessen eigene Wege zu gehen. Doch was sich so einfach und nachvollziehbar anhört, das ist in der Praxis für die meisten Anleger eine unüberwindbare Hürde.

Der Grund liegt auf der Hand: Schätzungsweise 95 Prozent der Menschen sind unverbesserliche Herdentiere, die sich eher an der BILD-Zeitung, am „heute-journal“  oder an der Meinung von Freunden, Bekannten oder den Nachbarn orientieren, als selbst nachzudenken. Interessanterweise gilt das auch für die meisten Fondsmanager und Finanzexperten, die genauso zuverlässig in die Massenwahnfalle tappen, wie Heinz und Lieschen Müller aus Wanne-Eickel…

Auch bei den Goldminenaktien konnte man zuletzt wieder ein überaus eindrucksvolles Massenphänomen beobachten: Weil den Anlegern wegen der Zinsanhebungen der Notenbanken der Schrecken in die Glieder gefahren ist und sie mehrheitlich mehr Angst haben vor steigenden Zinsen als vor der Inflation, jedenfalls im Moment, wurde in den vergangenen Wochen alles verkauft, was nicht niet- und nagelfest war.

Auch die Goldminenaktien wurden hochkant aus den Portfolios geworfen, denn wenn die Herde erst einmal losgaloppiert, dann wird nicht lange gefackelt. In der Folge wurde beim Bullish Percent Index des Goldminensektors der mit Abstand niedrigste Wert der vergangenen sieben Jahre (!) erreicht.

Das bedeutet: Selbst auf dem Höhepunkt der Corona-Panik im März 2020 war die Stimmung dort nicht so grottenschlecht wie in der letzten September-Woche 2022. Die folgende Grafik zeigt das eindrucksvolle Spektakel. Achten Sie auf die rote Markierung links (Corona-Tief) sowie den jüngsten Panik-Ausverkauf ganz rechts (blauer Pfeil)….

 

Auf den Punkt gebracht kann man festhalten, dass die Anleger für den Goldaktiensektor derzeit noch pessimistischer sind, als während der Weltuntergangsstimmung im März 2020. Geradezu grotesk ist dies auch aus einem ganz besonderen Grund, denn die Inflationsraten sind in der Zwischenzeit geradezu explodiert.

Und kaum ein Sektor dürfte davon langfristig stärker profitieren als die Edelmetalle und die Minenaktien. Doch wie gesagt, wenn erst einmal alle in die gleiche Richtung rennen, dann zählen solche „langweiligen Argumente“ nicht

Wie das in solchen Phasen eben so üblich ist, macht der Markt exakt zu einem Zeitpunkt auf dem Absatz kehrt, da alle felsenfest davon überzeugt sind, ihre Goldminen-Aktien jetzt unbedingt verschleudern zu müssen, egal zu welchem Preis.

Ein Indiz dafür, dass der leergefegte Goldaktienmarkt jetzt in die genau entgegengesetzte Richtung aufbrechen dürfte, lässt die Wochenkerze in der obigen Abbildung erahnen: Der lange untere Docht in der Grafik von vergangener Woche lässt darauf schließen, dass die völlig zertrümmerten Gold-Werte von nervenstarken Kontra-Spekulanten seit dem jüngsten Tief konsequent eingesammelt werden. Und da „Gegenbewegungen“ gerade in diesem Sektor berüchtigt sind für ihre überaus eindrucksvolle Dynamik, können sich die Anleger dort jetzt auf einiges gefasst machen.

Auch der dreifach gehebelte US-amerikanische Goldminen-ETF mit dem Kürzel GDXU lässt erahnen, wohin die Reise bei den Gold- und Silberminenaktien kurzfristig gehen dürfte: Gemäß der Umsatzanalyse wurde in der letzten September-Woche in dem Sektor ein wichtiges Tief markiert.

Die Chancen stehen günstig, dass das jetzt zunächst einmal die berühmt-berüchtigte Kapitulation der Anleger war, die nun schon seit geraumer Zeit auf sich warten lässt. Ein wichtiges, wenn nicht das wichtigste Indiz für eine solche Interpretation ist der explosionsartige Umsatzanstieg der beiden letzten September-Wochen (blaue Markierung). Auch der MACD ganz unten steht jetzt vor einem Kaufsignal (grüne Markierung).

Doch bevor jetzt womöglich jemand auf die Idee kommt, Haus und Hof auf Goldminenaktien zu verwetten, sehen wir uns erst einmal den sehr langfristigen Verlauf des Goldminenindex XAU an:

In der Quartalsbetrachtung zeigt sich dort jetzt nämlich ein unmittelbar bevorstehendes VERKAUFS-Signal des trendfolgenden MACD! Achten Sie auf die rote Markierung in der folgenden Grafik.

Setzt sich dieses Signal durch, steht in den kommenden Monaten mit einiger Wahrscheinlichkeit ein Test des seit Herbst 2015 gültigen Aufwärtstrends an, der aktuell bei rund 80 Zählern verläuft (blaue Linie in der folgenden Grafik). Ein Erreichen dieser Zone wäre gleichbedeutend mit Verlusten im Goldminensektor von rund 20 Prozent. Eine „Kleinigkeit“ in diesem Marktsegment…

Leider sieht das Gold selbst nicht wesentlich erbaulicher aus: Durch den schwachen Sommer hat sich die charttechnische Lage deutlich eingetrübt. Nur noch ein paar schwache Wochen, und der MACD auf Quartalsbasis liefert auch beim Gold ein lupenreines Verkaufssignal. Die folgende Grafik zeigt das. Doch bis es soweit ist, kann noch viel passieren, denn eine Kerze bildet hier einen Zeitraum von drei Monaten ab.

Sollte es jedoch ganz dumm laufen, und die Börse auch in diesem Fall ihrer berüchtigten Vorliebe folgen, wonach die ganz großen Kursanstiege erst beginnen, wenn die Anleger maximalen Schmerz durchlitten haben, dann könnte die waagrechte blaue Unterstützungszone „ganz unerwartet“ noch einmal ins Spiel kommen. Dort, im Bereich von rund 1.400 US-Dollar je Unze, verläuft eine „Betonunterstützung“, die sich ideal eignen würde für eine genau an dieser Stelle beginnende Mega-Rallye des Goldpreises.

Denn die hätte dann garantiert so gut wie niemand mehr auf der Rechnung. Schon gar nicht die leidgeprüften „Herdentiere“, die ihre Gold-Positionen schon lange vorher vor lauter Angst buchstäblich zu jedem Preis verschleudert hätten…

Was ein solches Ereignis auslösen könnte? Nun ja, wenn man sich ansieht, mit welchem Feuereifer Politik und Medien die Welt auf den nächsten Großkrieg zusteuern, dann müsste man sich nicht wundern, wenn sie damit Erfolg haben sollten.

Eine Friedenslösung, wie sie der Bestsellerautor Richard David Precht vor einiger Zeit bei Markus Lanz im ZDF gefordert hatte, dürfte da vergleichsweise geringe Chancen haben. Warum? Die Antwort gibt Precht selbst im besagten Interview ab Minute 53:17: Verglichen mit einem verheerenden militärischen Großkonflikt bringt Frieden global betrachtet leider kaum „Wachstum“…

Sollte sich der Ukraine-Krieg daher auf internationaler Ebene ausweiten, könnte der Goldpreis wie schon bei der Lehman-Pleite von 2008 gesehen, zunächst einmal gewaltig abtauchen – eher er dieser verrückt gewordenen Welt zeigt, dass er natürlich noch sehr viel weiter klettern kann als bis zu diesen läppischen 2.000 US-Dollar, die bislang auf der Uhr stehen…

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