Sind Rüstungsgüter „nachhaltig“?

Ja, durchaus. Allerdings ganz anders als man das erwarten würde. Die Kreditwirtschaft beweist das gerade mit einem Vorhaben, das bei genauer Betrachtung wie die Faust aufs Auge passt zu unserem kranken, unethischen und zerstörerischen Geldsystem…
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Andreas Hoose

Werden Investments in Rüstungsgüter schon bald „nachhaltig“ sein? Was sich wie ein schlechter Witz anhört, das ist vollkommen ernst gemeint: Denn wer sein Geld in nachhaltigen Fonds anlegt, der könnte künftig auch in die Hersteller von Waffen, wie Rheinmetall (WKN 703000, Leopard Panzer) oder Lockheed Martin (WKN 894648, F-35-Kampfjets) investieren.

Feuer frei! Kampfpanzer vom Typ Leopard 2 aus dem Hause Rheinmetall bei der Arbeit. Nach den Vorstellungen der Deutschen Kreditwirtschaft ist diese Zerstörungsgewalt schon bald „nachhaltig“…Bild: Wikipedia

Denn deutsche Banken- und Fondsverbände wollen nachhaltigen Anlageprodukten in Zukunft nicht mehr verbieten, Geld in konventionelle Rüstungsgüter zu stecken. Hintergrund seien aktuelle politische Entwicklungen, etwa der Krieg in der Ukraine oder im Nahen Osten, sowie neue regulatorische Vorgaben, heißt es dazu von der Deutschen Kreditwirtschaft (DK).

Schon bald „nachhaltig“? Der auch in der Ukraine heiß begehrte F-35 Kampfjet wird vom US-Rüstungskonzern Lockheed Martin hergestellt…Bild: Wikipedia

Mir fällt bei der Gelegenheit ein Anlageprodukt der deutschen Umweltbank ein. Dort wirbt man neuerdings für den neu aufgelegten und angeblich nachhaltigen ETF mit der WKN A3EV2A / ISIN LU2679277744.

Werden also auch Anleger, die dort bestens Gewissens ihre sauer verdienten Spargroschen anlegen, schon bald – und oftmals ohne dass ihnen selbst das bewusst ist – mit den Wölfen heulen, weil sie in Wahrheit in die Aktien von Rüstungskonzernen investieren?

Bemerkenswert ist an dieser Stelle nämlich die Tatsache, dass die Unternehmen, in die der ETF investiert, im Internet nirgends zu finden sind. Nicht auf der Webseite der Umweltbank selbst und auch nicht auf einschlägigen Finanzseiten wie Onvista oder finanzen.net. Sollte ich die Informationen lediglich übersehen haben, freue ich mich über einen Hinweis…

Mein Verdacht ist allerdings ein anderer:

Vielleicht hat man ja bei der Umweltbank auf das ansonsten bei Fonds und ETFs übliche Vorgehen, zumindest die zehn größten Aktienpositionen offenzulegen, in weiser Voraussicht verzichtet, weil man bei der Ausarbeitung des Fonds-Konzepts bereits wusste, dass es mit dem Nachhaltigkeits-Label des ETF in Wahrheit nicht weit her ist?

Bis zum Beweis des Gegenteils bestätigt mich die Beobachtung in meiner Ansicht, die ich seit Jahren in meinen Publikationen vertrete:

Unser gesamtes Wirtschafts- und Finanzsystem ist NICHT nachhaltig. Ganz im Gegenteil: Es ist unethisch und zerstörerisch, denn es basiert auf Konsumterror, Wachstumszwang und Zinseszins – und somit auf der tatsächlich „nachhaltigen“ Ausbeutung und Zerstörung unseres Planeten. Und Kriege sind dabei eines der lukrativsten Geschäfte überhaupt.

Man sollte sich daher vom wohlfeilen Geschwafel, Rüstungsgüter würden unsere Demokratie „schützen“ nicht blenden lassen. Tatsächlich geht es um Milliardenprofite der Rüstungsindustrie – und der Kreditwirtschaft, die natürlich ebenfalls nicht leer ausgeht, wenn die Staaten immer weiter aufrüsten. Das ist die Wahrheit, die in der Branche aus naheliegenden Gründen nicht gerne gehört wird…

Denn unter anderem führt das unmittelbar zu der Schlussfolgerung, dass es in einem an sich selbst krankenden Wirtschafts- und Finanzsystem auch keine nachhaltigen Investments geben kann. Nirgendwo, ganz besonders aber nicht in der Rüstungsindustrie…

Anleger sollten das bedenken, ehe sie sich von den grüngefärbten Werbeprospekten beeindrucken lassen, die nach den Plänen der Kreditwirtschaft schon bald auch die Aktien von Rüstungskonzernen umschmeicheln könnten…

Neugierig geworden? Hier geht´s zur Anmeldung…

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2 Antworten

  1. Guten Tag Herr Hoose,
    ich habe Onvista angeschrieben bezüglich des entsprechenden Fonds mit der WKN A3EV2A und habe folgenden Link erhalten:

    Guten Tag Frau Ossig,
    unter dem folgenden Link finden Sie die Top Holdings des genannten Fonds: https://www.solactive.com/Indices/?index=DE000SL0GMU4
    Der Teilfonds ( A3EV2A von mir in Klammer gesetzt) bildet den Solactive UmweltBank Global Investable Universe SDG PAB Index NTR ab, indem er partiell die Vermögensgegenstände dieses Indexes erwirbt, laut ING, wenn man die WKN A3EV2A aufruft. Ich weiß nicht, ob man mit dem Link was anfangen kann, mit den meisten der Firmen der Liste kann ich nichts anfangen.

    Richtig ist sicherlich, dass man wenigstens die 10 Top Holdings eines Fonds oder ETF kennt und dann entscheidet, ob diese Werte auch ins Portfolio passen.

    Viele Grüße und machen Sie bitte weiter so
    Gudrun Ossig

    Mit freundlichen Grüßen
    Ihr onvista media Team

    Ich wie nicht, ob man damit was anfangen kann, viele der Firmen sind mir nicht bekannt

  2. Guten Abend, Frau Ossig,

    vielen Dank für den Link. Dass der ETF der Umweltbank den Global Investable Universe SDG PAB Index NTR abbildet, ist ja bekannt. Dort macht man sich allerdings nicht die Mühe, die größten Positionen des Index anzugeben. Das müssen Anleger in mühevoller Kleinarbeit selbst herausfinden.

    Bei der Durchsicht der Titel sind mir einige Kandidaten aufgefallen, die man einmal auf ihre Nachhaltigkeit abklopfen könnte. Cisco Systems etwa, die Baumarktkette Home Depot oder den Pharmagiganten Eli Lilly, ausgerechnet…!

    Was der Windanlagenbauer Nordex in einem Nachhaltigkeits-ETF zu suchen hat, erschließt sich mir auch nicht. Deren Beton-Ungetüme verursachen für Jahrzehnte massive Umweltschäden, denn Bau und Entsorgung von Windrädern sind ökologisch betrachtet ein einziges Desaster.

    Auch wer in Heidelberg Materials investiert, der sollte wissen, dass die Zementherstellung zu den umweltschädlichsten Produktionsprozessen überhaupt gehört. Dabei entstehen große Mengen an gefährlichen Luftschadstoffen, die mit einer Reihe von Gesundheitsschäden in Verbindung gebracht werden. Die Zementindustrie ist die drittgrößte Quelle industrieller Luftverschmutzung, beispielsweise durch Schwefeldioxid, Stickoxide (NOx) und Kohlenmonoxid.

    Mitsui Mining & Smelting ist ein japanischer Bergbau-Konzern, der traditionell Zink-, Blei- und Kupferhütten betreibt. Heute werden außerdem Batteriematerialien, Katalysatoren, Kupferfolie, Metallpulver, Keramiken sowie Türschlösser für Autos hergestellt. Zweifellos wichtige Produkte, nur mit der viel beschworenen Nachhaltigkeit hat gerade der Bergbau nicht das Geringste zu tun…

    Und ich hatte es befürchtet: Auch der Verbrecherkonzern Pfizer befindet sich im Portfolio dieses „Umwelt-ETF“… wenn auch „nur“ der indische Ableger. Nicht fehlen dürfen da natürlich „unsere Freunde“ von Moderna und BioNTech. Die drei Konzerne sind an vorderster Front mitverantwortlich für das globale Corona-mRNA-Impfdesaster…

    Damit dürfte jedem aufgewachten Zeitgenossen endgültig klar sein, was von diesem ETF zu halten ist…

    Der Knüller ist natürlich: Nach den neuesten Plänen der Kreditwirtschaft könnte der „Nachhaltigkeits-ETF“ der Umweltbank künftig auch in Rüstungskonzerne wie Rheinmetall oder Lockheed Martin investieren, ohne sein Öko-Label zu verlieren. Raffiniert eingefädelt…

    Für mich bleiben „Nachhaltigkeits-Fonds“ daher ein Etikettenschwindel, mit dem man vor allem den vielen linksgrün durchgewalkten Anlegern das „gute Gewissen“ verkaufen kann. Ein tolles Geschäft, gar keine Frage.

    Die selbsternannten Weltenretter aus der Öko-Fraktion sind begeistert – und bemerken nicht, dass sie wieder einmal für dumm verkauft werden…

    Viele Grüße

    Andreas Hoose