Wir im Westen verlassen uns in erster Linie auf Nachrichtenberichte. Praktisch alle Nachrichten, die in den Mainstream-Medien verbreitet werden, stammen von einer der drei Agenturen Associated Press, Reuters und AFP.
Alle drei Unternehmen gehören denselben Muttergesellschaften, die wiederum den größten Teil der westlichen Unternehmensstruktur besitzen, und es überrascht nicht, dass die Berichte, die sie an die Medien weitergeben, Standardformulierungen sind.
Daher sind die Fernsehnachrichten in der Regel einheitlich, und wann immer ein neues Schlagwort auftaucht, wie z. B. „rechtsextreme Aktivisten“ oder „Aufstand am 6. Januar“, erscheint es in der Regel in allen großen Medien nahezu zeitgleich noch am selben Tag und wird dann allgegenwärtig verwendet.
Es gibt also nur eine „Wahrheit“, und wir müssen sie entweder akzeptieren oder das Internet nach alternativen Möglichkeiten durchforsten.
Nirgends kann man das deutlicher beobachten als im derzeitigen Stellvertreterkrieg in der Ukraine zwischen den USA und Russland. Die Nachrichten, die wir dazu erhalten, sind konsistent und doch weitgehend gefälscht.
Und so kann man es dem Durchschnittsbürger nachsehen, wenn er keine blassen Schimmer davon hat, wie das Ganze ausgehen wird. Wer würde denn einen solchen Krieg tatsächlich gewinnen?
In den vergangenen Jahren wurde dem westlichen Zuschauer erzählt, dass Herr Putin inkompetent ist und von seinem Volk gehasst wird, dass das russische Militär desorganisiert ist und kurz davorsteht, aufzugeben, und dass die Ukraine an jedem beliebigen Tag gewaltige Fortschritte beim Zurückschlagen Russlands macht und daher den Krieg bald gewinnen wird.
Wenn das alles wahr sein sollte, scheint der Sieg ein Kinderspiel zu sein. Alles, was nötig ist, ist eine weitere Tranche von, sagen wir, zwanzig Milliarden US-Dollar.
Doch wenn wir unsere Hausaufgaben machen, stellen wir fest, dass Russland nicht nur nicht versagt, sondern Macht und Einfluss immer weiter ausbaut. Die russischen Truppen sind besser bewaffnet, besser ausgerüstet, besser trainiert, besser versorgt, besser kommandiert und ihre Munition ist fortschrittlicher als die ihrer westlichen Kontrahenten.
Aber wie ist das möglich? Wie kann so wenig erreicht worden sein, wenn amerikanische Gelder doch in einem Umfang in das Problem gesteckt werden, der den eines Weltkrieges übersteigt?
Nun, die Antwort auf diese Frage könnte auch die Antwort auf die Frage nach dem Ausgang des Krieges sein. Doch lassen Sie uns zunächst einen kurzen Blick auf die Geschichte des militärisch-industriellen Komplexes (MIC) werfen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg beschwerte sich der MIC bei der US-Regierung, dass seine Produktion (und damit seine Einnahmen) aufgrund eines beunruhigenden Mangels an Kriegsführung drastisch zurückging.
Man argumentierte, dass die USA als neue militärische Führungsmacht der Welt die Kriegsführung aufrechterhalten müssten, um ihre neue Hegemonie zu sichern. Die Regierung stimmte dem zu, zumal die Lobbyisten des MIC bereit waren, einen großzügigen Teil der Gewinne an beide politischen Parteien zurückzugeben, sofern diese mitspielten.
Der Koreakrieg schuf die Vorlage für die neue Beziehung. Nach seinem Ende waren der MIC und die US-Regierung bereits auf der Suche nach dem nächsten Konflikt, um die Produktion von Rüstungsgütern aufrechtzuerhalten und möglichst zu erweitern.
Dabei wurde das Konzept des permanenten Dauerkrieges wichtiger als die tatsächliche politische Notwendigkeit eines Krieges selbst.
Nach einiger Zeit hatten die USA mit den Kriegen im Nahen Osten den Dreh raus: Immer erst einen neuen Schauplatz eröffnen, bevor man einen bestehenden schließt.
Im Laufe der Zeit lieferte der militärisch-industrielle Komplex nicht nur Bomben, Gewehre, Helme usw., sondern auch Zahnbürsten, Socken und Lebensmittel-Rationen. Und nachdem sie alle notwendigen Produkte für eine Armee liefern konnten, begannen sie, die Armee selbst zu beliefern – mit Soldaten auf Vertragsbasis. Sinkende Rekrutierungszahlen waren plötzlich kein Problem mehr, da sie durch die Einstellung weiterer Vertragssoldaten aufgefangen werden konnten.
(Am Rande sei daran erinnert, was mit dem alten Rom geschah, als es den Weg einer Söldnerarmee einschlug.)
Um die Einnahmen zu erhöhen, hatte der MIC außerdem eine Politik entwickelt, die es erlaubt, ausscheidende hochrangige Militärs als „Berater“ einzustellen. Diese Berater sind regelmäßig in den US-amerikanischen Abendnachrichten zu sehen. Wann immer ein pensionierter General nach seiner Meinung zu einem bestimmten militärischen Abenteuer der USA gefragt wird, kann man sich darauf verlassen, er werde darauf bestehen, dass höhere US-Militärausgaben erforderlich sind.
Auf dem Weg dorthin drängte das Pentagon 1993 darauf, die bestehenden 51 Rüstungsunternehmen auf nur fünf zu konsolidieren und so den Wettbewerb auszuschalten. Obwohl die MIC-Preise bereits exorbitant hoch waren, trieb dieser Schritt die Preise ins Unermessliche, da die fünf Unternehmen nun eine Monopolstellung innehatten.
Der Rüstungskonzern Raytheon (RTX) beispielsweise, einziger Lieferant von Stinger-Raketen, verlangte von der US-Regierung seinerzeit 25.000 Dollar pro Rakete – fraglos ein stolzer Preis. DOch heute liegt der Preis für eine solche Rakete bei 400.000 Dollar. Den Kursverlauf der Raytheon-Aktie sehen Sie nachfolgend:
Es überrascht daher nicht, dass die USA bei solchen Aufschlägen auf alle durch den militärisch-industriellen Komplex bereitgestellten Güter deutlich mehr für „Verteidigung“ ausgeben müssen als die nachfolgenden zehn Länder zusammen. Daher sind die Kosten für denselben Krieg für die Vereinigten Staaten ein Vielfaches dessen, was der Gegner investieren muss.
Dies führt uns zu einem Grundsatz, den ich in Bezug auf den Krieg habe: In der Kriegsführung ist der Verlierer höchstwahrscheinlich das Land, das zuerst pleitegeht. Und hier kommen wir zum kritischen Punkt im Hinblick auf einen Krieg mit Russland.
Seit Jahrzehnten führen die USA, wie soll man sagen, eine Art „Sportkriege“ – Minikonflikte gegen kleine Länder, die die USA mit Sicherheit gewinnen, und das Spiel ist bislang gut gelaufen. Mit diesen Kriegen wird nicht viel erreicht; tatsächlich haben sie kein Endziel – keine tatsächliche Eroberung – nur die Fortsetzung der Kriegsführung selbst und den Fluss von Einnahmen an den militärisch-industriellen Komplex.
Aber was passiert, wenn die USA gegen eine Weltmacht antreten – eine Weltnacht, deren militärische Ausrüster um das Geschäft konkurrieren und modernere Rüstungsgüter zu einem Bruchteil der US-Kosten liefern; eine Weltmacht, die in der Lage ist, Rüstungsgüter viel schneller herzustellen als der amerikanische MIC?
US-Kriegsbefürworter wie Victoria Nuland oder John Bolton haben keinen Weltkrieg erlebt, sondern nur läppische „Sportkriege“, in denen die USA die gesamte Show kontrollierten. Nach ihren eigenen Worten gehen sie offensichtlich davon aus, dass ein Krieg mit einer Großmacht einfach nur größer und spannender ist…
Sie begreifen nicht, dass eine Großmacht wie Russland nicht wie ein kleines Land nur auf beschränkte Finanzierungsquellen zurückgreifen kann. Außerdem zahlt Russland viel weniger für Kriegsmaterial als die USA. Im Laufe der Geschichte sind Imperien immer wieder an diesem Punkt gescheitert, denn nichts ist so kostspielig wie die militärische Kriegsführung.
Hinzu kommt, dass die USA de facto pleite sind. Sie sind das Land mit der größten Verschuldung und sie können nur so lange Handel betreiben, bis der Rest der Welt aufhört, weitere US-Schulden zu akzeptieren. Der Petrodollar hat sein Ende bereits erreicht, und der Status des US-Dollar als Reservewährung wird bald folgen.
Was würde ein Krieg mit Russland in Anbetracht all dieser Tatsachen also bedeuten? Nun, für jeden Westler, der seine persönliche Zukunft sorgfältig plant, könnte es eine Überlegung sein, sich zu fragen, wie unsere Welt wohl aussehen wird, wenn nicht die Vereinigten Staaten, sondern Russland aus diesem Konflikt als Sieger hervorgeht…
Der englischsprachige Beitrag ist ursprünglich hier erschienen…