Kürzlich hatte ich ein Gespräch mit einem Investmentbanker. Er – nennen wir ihn Steve – hatte meinen Artikel über die Hyperinflation in der deutschen Weimarer Republik gelesen. (Falls Sie den Beitrag verpasst haben: Gold stieg damals in nur vier Jahren von etwa 170 Mark auf 87 Billionen Mark.)
Steve brachte einen Punkt zur Sprache, den ich schon oft gehört habe: Sicher, Gold ist in Krisenzeiten großartig – aber in „normalen“ Zeiten, ist man mit dem Aktienmarkt besser dran. Ich war anderer Meinung. Tatsächlich habe ich mich entschlossen, diese kurze Fortsetzung zu schreiben, um falsche Schlussfolgerungen in dieser Sache zu vermeiden.
Beginnen wir mit einer einfachen Tatsache:
Wenn Sie im vergangenen Jahr Gold gehalten hätten, wären Sie viel besser gefahren als mit dem S&P 500. Gold ist um 40% gestiegen. Der S&P 500 hat lediglich 8 % zugelegt. Das ist eine Outperformance von 5:1. Werfen Sie dazu einen Blick auf die folgende Grafik:
Vielleicht denken Sie jetzt: Ach was, das ist doch Rosinenpickerei. Die Aktien hatten in letzter Zeit ein paar harte Monate – zum großen Teil dank Trumps Zöllen. Gut und schön. Das ist übrigens genau das, was Steve auch gesagt hat.
Also sagte ich: „Okay, Steve, lass uns rauszoomen. Lass uns die Uhr 25 Jahre zurückdrehen. Das sollte genug Zeit sein, um das Rauschen zu glätten.“ Das folgende Schaubild zeigt die Geschichte:
Wie Sie sehen, ist der Goldpreis seit der Jahrtausendwende um 966 % gestiegen, während der S&P 500 „nur“ 296 % zugelegt hat. Das bedeutet, dass Gold den Aktienmarkt um mehr als das Dreifache übertroffen hat.
Um es in Dollar auszudrücken: Wenn Sie im Jahr 2000 die vergleichsweise bescheidene Summe von 5.000 Dollar in Gold investiert hätten, hätten Sie heute etwa 53.300 Dollar. 5.000 Dollar in den S&P 500 investiert, hätten Ihnen bis heute dagegen lediglich 19.800 Dollar gebracht. Das ist ein gewaltiger Unterschied…
Noch einmal: Wir sprechen hier von physischem Gold, nicht von Bergbauaktien (von denen viele im genannten Zeitraum deutlich höhere Renditen erzielt haben). Aber fast 1.000 % ohne das zusätzliche Risiko, das mit der Auswahl von Aktien verbunden ist? Das ist doch eine ziemlich beeindruckende Bilanz.
An diesem Punkt begann sogar Steve zu nicken – widerwillig. Aber an seiner Stelle hätte ich vielleicht noch einen weiteren Ansatz versucht: „Okay, aber was wäre, wenn ich Gold nicht die ganzen 25 Jahre lang halten würde? Was wäre, wenn ich von Jahr zu Jahr kaufen und verkaufen würde?“
Eine berechtigte Frage.
Nachfolgend sehen Sie dazu eine Tabelle, die die Renditen für Gold und den S&P 500 in den vergangenen 25 Jahren Jahr für Jahr aufschlüsselt.
Erstens: Gold hatte in diesem Vierteljahrhundert Jahren nur vier schlechte Jahre. Der S&P 500 hatte dagegen sieben Verlustjahre.
Von diesen vier schwachen Jahren beim Gold war nur eines signifikant, und zwar das Jahr 2013 mit einem Verlust von 31 Prozent.
Die anderen brachten geringe Verluste von weniger als drei Prozent. Im Gegensatz dazu waren die meisten Abwärtsjahre beim S&P 500 deutlich schwächer, drei Jahre brachten sogar zweistellige Verluste.
Kurz zusammengefasst: Mit Gold hatten Anleger deutlich geringere Risiken, sich die Finger zu verbrennen, vor allem, wenn sie immer wieder ein- und ausgestiegen waren.
Zweitens: Gold lieferte deutlich höhere jährliche Renditen.
Gold erzielte im Durchschnitt 10,2 % pro Jahr.
Der S&P 500 lag bei durchschnittlich 8,8 %.
Die Differenz mag gering erscheinen, aber wie Sie bereits gesehen haben, summiert sich der Zinseszinseffekt – und über 25 Jahre hinweg wird daraus ein gewaltiger Unterschied.
Will ich damit sagen, dass Gold immer den Aktienmarkt schlagen wird? Nein, natürlich nicht. Es gab immer wieder Zeiten, in denen Aktien die Nase vorn hatten. Aber die Vorstellung, dass Gold nur in „verrückten“ Zeiten glänzt und in „normalen“ Zeiten eine schlechte Investition ist, lässt sich einfach nicht aufrechterhalten.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,
Lau Vegys
P.S. Da wir gerade über Gold sprechen – wussten Sie, dass seit Dezember 2.000 Tonnen physisches Gold in die USA geflossen sind? Das sind 64 Millionen Unzen… fast ein Viertel der offiziellen amerikanischen Reserven. Matt Smith glaubt, dass dies kein Zufall ist. Er ist der Meinung, dass dies in direktem Zusammenhang mit Trumps Plan steht, das Finanzsystem auf eine Weise umzubauen, wie wir das noch nie zuvor gesehen haben…
Der englischsprachige Beitrag ist ursprünglich hier erschienen…
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Anmerkung der Redaktion: Einige Gold- und Silberminen-Aktien sind gerade dabei, aus langjährigen Bodenbildungs-Formationen nach oben auszubrechen. Mehr dazu in der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs…