Platin und Palladium brechen aus!

Bei den Weißmetallen tut sich was: Mehrjährige Bodenbildungsphasen könnten vor ihrem Abschluss stehen - doch kaum jemand interessiert sich dafür. Die richtige Zeit also, um sich die Sache einmal genauer anzusehen…
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Andreas Hoose

Bei Durchsicht der Aktienkandidaten aus dem Weißmetall-Sektor fällt die außerordentlich starke Vorstellung der vergangenen sechs bis acht Wochen auf: Die ungeliebten Aktien dieses Sektors haben sich im Kurswert teilweise mehr als verdoppelt. Das gilt selbst für die Branchenschwergewichte. Was steckt dahinter und wie können sich Anleger jetzt positionieren?

Kellerkinder wachen auf…

Von allen Edelmetallen hat Palladium im vergangenen Jahr am schlechtesten abgeschnitten. Kein Wunder also, dass sich Hiobsbotschaften und vernichtende Kursprognosen dort die Klinke in die Hand geben: Kaum ein Analystenhaus, das derzeit mittel- bis langfristig eine positive Performance der Palladiumpreise erwartet.

Der Tenor: Niemand braucht künftig das einstmals begehrte Weißmetall, weil in naher Zukunft nur noch Elektroautos auf unseren Straßen unterwegs sein werden. Daher würden kaum noch Katalysatoren produziert – dies aber ist eines der wichtigsten Anwendungsgebiete für Palladium. So in etwa lauten die Begründungen für die schwachen Ausblicke der Analystenhäuser.

Wobei das mit dem globalen Siegeszug der Elektromobilität ja noch längst nicht ausgemacht ist. Nicht ohne Grund haben mehrere namhafte Automobilhersteller in jüngster Zeit verlauten lassen, dass sie der Entwicklung sparsamer Verbrenner-Motoren künftig wieder mehr Beachtung schenken werden. Zuletzt Volkswagen und Mercedes…

Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklungen ist eine Erklärung von General Motors (GM), in naher Zukunft fast 900 Millionen US-Dollar in die Entwicklung hubraumstarker V-8-Motoren zu investieren…

Mehr dazu hier…

Völlig unerwartet könnten Verbrenner-Fahrzeuge demnach vor einer Renaissance stehen. Nach mehr als einem Jahrzehnt an Angebotsdefiziten könnte sich der Palladium-Markt im laufenden Jahr daher erstmals ausbalancieren. Wie der Katalysatorhersteller Johnson Matthey berichtet, wird für 2025 ein Rückgang der Palladiumnachfrage um rund sechs Prozent erwartet – vor allem bedingt durch die sinkende Produktion von Verbrenner-PKWs sowie das steigende Recyclingvolumen in China. In den gedrückten Palladium-Kursen dürfte dies jedoch bereits weitgehend eingepreist sein.

Analysten der Schweizer Großbank UBS sehen zusätzliche Unterstützungsfaktoren, wie die anhaltende Nachfrage nach Hybridfahrzeugen, für deren Herstellung auch künftig Palladium benötigt werden wird.

Dass sich der Palladium-Markt allmählich beruhigen könnte, das lässt auch ein Blick auf die Kursentwicklung vermuten: Die folgende Grafik zeigt dazu den Wochenverlauf der vergangenen fünf Jahre. Auffallend ist die sich seit anderthalb Jahren herauskristallisierende Bodenformation in Gestalt einer Untertasse (grüne Linie).

Noch wichtiger aber: Der gleitende 50-Wochen-Durchschnitt (blaue Linie) könnte jetzt ganz allmählich nach oben drehen. Dies wäre ein bedeutendes Trendwende-Signal und würde die Kursentwicklung mittelfristig unterstützen. Der MACD weist mit positiven Divergenzen bereits seit geraumer Zeit auf eine anstehende Trendwende der Palladiumpreise hin (ansteigende rote Linie).

Noch deutlicher wird das Bild einer sich verfestigenden Trendumkehr in der sehr langfristigen Betrachtung der Kursentwicklung auf Monatsbasis. Wie in der folgenden Grafik gut zu erkennen ist, steht und fällt eine Trendwende bei Palladium mit der Marke von 1.000 US-Dollar je Feinunze. Derzeit notieren die Preise knapp darüber…

Kann sich der Palladium-Kurs über dieser überaus wichtigen Zone festsetzen, dürfte recht zügig der „Betonwiderstand“ bei 1.500 US-Dollar in den Fokus rücken. Achten Sie auf die waagrechte rote Linie in der obigen Grafik. Ein Anstieg in diese Sphären würde vor allem die Aktien der Palladium-Produzenten beflügeln. Auch in der Monatsbetrachtung kündigt der MACD mit einem Kaufsignal seit geraumer Zeit eine nahende Trendwende der Palladium-Notierungen an (blaue Markierung).

Platin: Mehrjahreshoch!

Eine hochinteressante Entwicklung kann man derzeit auch beim Schwestermetall Platin beobachten. Dort lässt sich genau JETZT ein soeben startender Ausbruch nach oben bestaunen.

Mit 1.172 US-Dollar haben die Platin-Notierungen zum Handelsende am vergangenen Freitag ein Mehrjahreshoch erreicht. Die folgende Grafik zeigt das. Sollten sich die Platinpreise nun einige Wochen lang über der wichtigen Marke von 1.100 US-Dollar je Feinunze halten, würde dies den Ausbruch bestätigen.

 

Die herausragende Bedeutung der gerade durchbrochenen Widerstandszone verdeutlicht die waagrechte grüne Linie in der folgenden Grafik:  

Hochexplosiv ist auch die sehr langfristige Perspektive. Die folgende Grafik zeigt dazu die Entwicklung der Platin-Preise auf Monatsbasis seit dem Jahr 1993. Wie hier gut zu erkennen ist, laufen die Notierungen seit dem Jahr 2008 in ein übergeordnetes Konsolidierungs-Dreieck hinein, das systembedingt in den kommenden Jahren nach oben aufgelöst werden dürfte. Achten Sie auf die beiden blauen Linien:

Mit dem Wochenschlusskurs vom vergangenen Freitag bei 1.172 US-Dollar wurde nun ein erstes wichtiges Etappenziel erreicht. Ein Monatsschlusskurs oberhalb von 1.150 US-Dollar je Feinunze zum 30. Juni könnte den Startschuss geben für eine mehrjährige Aufholjagd der Platin-Preise.

Ein erstes wichtiges Kursziel liegt dann im Bereich des Allzeithochs aus dem Jahr 2008 bei 2.290 US-Dollar je Feinunze. Wegen der enormen Dauer der Konsolidierung von rund 17 Jahren (!) sind später sogar fünfstellige Notierungen denkbar…

Kurzfristig ist die Beobachtung von Interesse, dass die Platinpreise den unteren Rand ihrer Konsolidierungsformation in der obigen Grafik seit Mitte 2022 nicht mehr touchiert haben. Offenbar besteht im Bereich oberhalb von 800 US-Dollar je Platin-Unze erhebliches Kaufinteresse. Das lässt darauf schließen, dass ein nachhaltiger Ausbruch über 1.150 US-Dollar noch in diesem Jahr anstehen könnte. Womöglich genau vor unseren Augen…

 US-Dollar im freien Fall?

 Zünglein an der Waage bei all dem ist der US-Dollar und dessen offenbar politisch gewollte Abwertung.

Dass der Greenback auf Messers Schneide steht, zeigt die die folgende sehr langfristige Quartalsbetrachtung: Wird die zuletzt erreichte waagrechte rote Haltezone bei 99 Zählern unterschritten, könnten mittelfristig die Verkaufssignale bei Stochastik-Indikator und MACD voll durchschlagen. Achten Sie auf die beiden blauen Markierungen. Dabei sollte man im Hinterkopf behalten, dass eine Abwertung des US-Dollar zu einem der bedeutendsten Ziele der Trump-Regierung geworden zu sein scheint.

Abschließend noch ein wichtiger Aspekt für Investoren: Funktioniert die häufig zitierte Beobachtung auch im vorliegenden Fall, wonach die Aktien eines Sektors den Ausbruch (oder auch Einbruch) eines Basiswertes oftmals vorwegnehmen, dann sind steigende Platin- und Palladium-Kurse für die kommenden Jahre eine ziemlich sichere Wette. Denn bei den Aktien der kaum beachteten Weißmetall-Produzenten fliegt im Moment buchstäblich der Deckel weg…

Fazit und Empfehlung:

Natürlich kann ich mich irren, aber meiner Einschätzung nach kündigt die seit einigen Wochen andauernde enorm starke Vorstellung der Platin- und Palladium-Produzenten auf mittlere Sicht eine Trendwende bei den beiden Weißmetallen an.

Eine Schlüsselrolle könnte dabei der US-Dollar spielen, dessen langfristige Abwertung zu einer der obersten Direktiven der Trump-Administration geworden zu sein scheint. Ein schwacher US-Dollar aber würde auch die Preise von Platin und Palladium beflügeln.

Hinzu kommt der wichtige Aspekt, dass die Wende hin zur Elektromobilität in den vergangenen Monaten deutliche Bremsspuren gezeigt hat. Zumindest im autonärrischen Deutschland sind Elektroautos echte Ladenhüter. Das erkennen zunehmend auch die Automobilhersteller und beginnen ganz allmählich umzusteuern.

Dem Verbrennungsmotor könnte so „ganz unerwartet“ eine Renaissance bevorstehen. Wenn dann aber wieder mehr Katalysatoren benötigt werden, dürfte dies die immer noch am Boden liegenden Preise von Platin und Palladium beflügeln…

Die Aktien aus dem Sektor könnten das mit ihrer überragenden Performance der vergangenen Wochen bereits ankündigen. Dass mit einem solchen Szenario derzeit so gut wie niemand rechnet, macht die Sache aus antizyklischer Sicht umso interessanter.  

Anleger mit Geduld und Weitblick nehmen diese Entwicklungen schon heute vorweg und decken sich bei Kursschwäche mit preiswerten Platin- und Palladium-Aktien ein…

Mehr dazu in der soeben erschienenen Sommerausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs…

Hier geht´s zur Anmeldung…

 

 

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2 Antworten

  1. Die Möglichkeit eines Ausbruches der Weißmetalle in einer Zeit des globalen wirtschaftlichen Rückgangs ist mir bisher nicht bekannt, da Weißmetalle in erster Linie Industriemetalle sind. Gold hat immer mit Geopolitk und Vertrauen zutun.
    Wie man so schön sagt, der Chart lügt nicht. Vielleicht liegt es auch am allgemeinen Kaufkraftverluste der Währungen und es soll noch möglichst günstig eingekauft werden.

    Ihr Hinweis Herr Hoose sollte beachtet werden, so wie vor kurzem die Wasserstoffaktien. Vielleicht entsteht gerade das Rohstoffzeitalter.
    Sollte alle ABB Abonnenten freuen.

  2. Guten Tag Herr Winkler,

    die Weißmetalle sind extrem stark – und kaum jemand hat das bislang mitbekommen. Sehr erfreuliche Entwicklung….

    Auf einem TV-Sender kam gestern ein Beitrag über den Einsatz von Wasserstoff in der Luftfahrt. Dort eröffnen sich gerade ganz neue Perspektiven. Das könnnte erklären, warum der Sektor plötzlich sehr interessante Lebenszeichen von sich gibt. Wir bleiben dran…

    Viel Erfolg und viele Grüße

    Andreas Hoose