Kürzlich berichtete Tom Dyson über ein Gerücht, das an der Wall Street die Runde machte. Es hieß, Donald Trump stehe kurz davor, Fed-Chef Jerome Powell zu entlassen. Man kann davon ausgehen, dass ein solcher Schritt den Verkauf von US-Staatsanleihen und den Kauf von Gold und Bitcoin verstärken würde.
Die New York Times schreibt dazu:
““Trump hat einen Entwurf für einen Brief zur Entlassung des Fed-Vorsitzenden verfasst. Er befragt seine Republikaner, ob er ihn abschicken soll.“
Bei einem Treffen mit den Republikanern des Repräsentantenhauses im Oval Office winkte der Präsident mit einer Kopie des Entwurfs. Es bleibt abzuwarten, ob er seine Drohung wahr macht.
Aber schon wenige Stunden später erschien eine Entlassung von Powell „extrem unwahrscheinlich“. MarketWatch dazu:
„Wie Präsident Trump sagte, will er den Vorsitzenden Powell nicht entlassen“, sagte Finanzminister Bessent in einem Interview mit Bloomberg Television.“
Bessent versteht vielleicht besser als jeder andere, wie nützlich Powell noch werden kann.
Aber dieser kleine Zwischenfall hilft uns zu verstehen, was auf uns zukommen könnte. Kurz gesagt: Der US-Präsident wird Powell wahrscheinlich nicht entlassen. Denn seine Berater sind keine Idioten: Sie müssen eine Rezession/Baisse genauso fürchten wie wir Anleger. Und Powell ist jetzt ihr Sündenbock. Sie werden den Fed-Chef und seine „hohen Fed-Zinsen“ künftig mit allem, was noch passiert, in Verbindung bringen.
Und dann beginnen die eigentlichen Probleme.
Wie der ehemalige Fed-Gouverneur Richard Fisher kürzlich sagte: „Wenn sich Präsidenten in die Zentralbank eingemischt haben, kam es immer zu einer Hyperinflation“.
Fisher muss sich an die frühen 70er Jahre erinnern. Damals saß Arthur Burns auf dem Stuhl des Fed-Vorsitzenden und Richard Nixon war der amtierende Präsident im Weißen Haus.
Burns war Professor an der Columbia University gewesen. Dort fiel er seinem alten Freund Murray Rothbard in den Rücken, indem er dessen Doktorarbeit über die „Panik von 1819“ ablehnte. Von der Columbia University wechselte er in die Regierung und wurde 1970 zum Vorsitzenden der Fed ernannt.
Sein Vorgänger William McChesney Martin, war nicht bereit gewesen, die Zinssätze zu senken, nur um den US-Präsidenten zu besänftigen. Der neue Fed-Chef Burns war entgegenkommender. Obwohl er Vorbehalte hatte, unterstützte er Nixons berüchtigtes Programm von 1971, bei dem der Dollar vom Gold abgekoppelt und Lohnpreiskontrollen eingeführt wurden.
Der Leitzins der Fed wurde von über 9 % Ende 1969 auf nur noch 3,5 % im Januar 1972 gesenkt. Die Inflation, die 1972 bei nur 3 % gelegen hatte, explodierte zwei Jahre später auf 12 %. Zum Ende des Jahrzehnts lief die Lage mit Inflationsraten um 14 % völlig aus dem Ruder. Die folgende Grafik zeigt das:

Vor diesem Hintergrund fällt es uns nicht schwer, uns vorzustellen, was passieren dürfte, sollte Donald Trump die Fed-Politik direkt kontrollieren. Er hat bereits gefordert, dass die Fed die Zinsen um 300 Basispunkte senken sollte.
Nehmen wir an, er würde das tatsächlich tun. Wie könnte der Weg dorthin aussehen und was würde anschließend passieren? Hier ist unsere Vermutung:
Wahrscheinlich wird Trump Recht behalten: Die US-Wirtschaft wird in Schwierigkeiten geraten – und Powell wird sich als sehr „nützlicher Idiot“ erweisen. Denn man wird ihm die Schuld für alle Probleme und Schwierigkeiten in die Schuhe schieben…
Dann wird Trump höchstwahrscheinlich einen Zusammenbruch des Aktienmarktes und/oder eine Rezession den „Notfall“ bekommen – Ereignisse, die er so dringend benötigt.
Denn wenn das Haus lichterloh brennt, wird der US-Präsident zur Rettung anrücken, so wie er dies schon während der Covid-Panik getan hat. Er wird Powell den Hauptschlüssel abnehmen und ihn aus dem Gebäude begleiten. In einer Fortsetzung der frühen 70er Jahre wird der neue Fed-Chef anschließend das Spiel seiner Vorgänger Burns und Martin wiederholen und die Zinsen drastisch senken.
Und Trump wird die glorreichen Tage von 2020 wiederbeleben können, als Covid wütete und der Präsident in der Lage war, Stimuli in Hülle und Fülle zu verteilen.
Der entscheidende Punkt aber, was anschließend passieren wird. Betrachten Sie dazu noch einmal die obige Grafik…
Mit freundlichen Grüßen,
Bill Bonner
In der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs beleuchten wir die weitere Entwicklung und gehen der Frage nach, wie sich Investoren in diesem Umfeld positionieren können…






