Editorial: Die Wegwerf-Gesellschaft…

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
als Thomas Alva Edison vor 145 Jahren die Glühbirne erfand, da dachte sich die Industrie sogleich: So geht das aber nicht! Die Dinger halten viel zu lange! So wurde die „geplante Obsoleszenz“ geboren, die seither dafür sorgt, dass Produkte viel zu schnell kaputt gehen, oder überhaupt nicht repariert werden können, damit die Menschen immer wieder den neuesten Plunder kaufen (müssen)…
Den Gipfel dieses Irrsinns kann man in Afrika bestaunen, wo auf riesigen Müllhalden der Elektronik-Schrott der „westlichen Wertegemeinschaft“ verbrannt wird. Man braucht schließlich die Rohstoffe, die in der Asche übrigbleiben, Kupfer zum Beispiel, aus denen dann wieder neuer Plunder hergestellt wird…
Der ganze Konsumterror, der uns deshalb tagaus, tagein begleitet, ist genauso geisteskrank wie unser ungedecktes Schuldgeldsystem. Und weil ich Schulden nicht leiden kann, investiere ich seit 25 Jahren in Gold. Doch weil ich auch das „heilige Wachstumsmantra“ und die allgegenwärtige Konsumgeilheit verabscheue, komme ich immer wieder auf Ideen, die heutzutage „unmodern“ sind.
Vorhin zum Beispiel: Nach einem langen Tag am Schreibtisch will ich noch schnell raus an die frische Luft. Mit dem Fahrrad ein paar November-Sonnenstrahlen einfangen. Aber ohje: Der Reifen am Hinterrad hat einen Riss, der Schlauch ist schon zu sehen. Das kann nicht gutgehen. Also schnell einen Ersatzreifen aus dem Keller holen und dann los…
Als ich den demontieren Hinterreifen auf dem Weg zur Mülltonne noch einmal genauer inspiziere fällt mir auf, dass der Riss an der Seitenflanke lokal begrenzt ist, in der Umgebung sind keine weiteren Schäden zu erkennen. Vermutlich hatte ein Steinchen die Karkasse beschädigt. Gelegenheiten gibt es ja genügend, denn um den Autos auszuweichen, bin ich viel im Wald, auf Kies oder Schotter unterwegs…
Da kommt mir eine Idee, die sich schon mehrfach bewährt hat: Anstatt den kaputten Reifen zu entsorgen, greife ich in die Werkzeugkiste: Drei Lagen starkes Gewebeband, das berühmte „Panzerband“, auf der Innenseite des Reifens an der Schadensstelle angebracht – und der Pneu hält nach den geschätzten 5.000 Kilometern, die er bereits „auf der Uhr“ hat, mindestens nochmal 3.000 Kilometer. Mit einer Laufleistung von dann 8.000 Kilometern hat er aber wohl tatsächlich ausgedient.
Es geht übrigens um den „Big Apple“ des deutschen Reifenherstellers Schwalbe. In der „dicksten Größe“ ist das gute Stück so voluminös, dass es eine Federgabel glatt ersetzen kann. Das spart Gewicht, vor allem aber:
Man hat ein Teil weniger am Fahrrad, das kaputtgehen kann…
Mit sportlichen Grüßen
Ihr Andreas Hoose
