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Panik an den Börsen! Und jetzt?

Das Tolle an der Börse ist ja, dass es dort immer wieder Zeiten gibt, da das ganze Spektakel so richtig Laune macht – sofern man die Nerven behält und sich von blinder Gier oder nackter Angst nicht anstecken lässt. Jetzt ist wieder so eine Zeit: Den Anlegern schlottern die Knie und so wird alles aus den Depots geworfen, was nicht niet- und nagelfest ist.

Besonders unter die Räder kommt dabei der gesamte Technologiesektor. Facebook, Apple, Amazon, Netflix, Google – all die Börsenlieblinge, die man angeblich „unbedingt haben muss“, werden regelrecht zerfetzt. Milliardengewinne lösen sich in Luft auf.

Ach ja, und dann ist da ja noch der Bitcoin. Dieses „neue Gold“ erlebt gerade einen ungeahnten Tiefenrausch, den so mancher „Goldschürfer“ nicht erwartet haben dürfte. Beispielhaft zeigt dies der US-amerikanische Bitcoin Trust mit dem Kürzel GBTC in der folgenden Grafik. Schon vor Monaten lag unser (vorläufiges) Kursziel hier übrigens bei rund 15 US-Dollar. Weit ist es jetzt nicht mehr bis dorthin. Das aber nur am Rande:

Man ist als Anleger also gut beschäftigt in diesen turbulenten Tagen. Beim GENO Broker der Raiffeisenbanken gibt es dazu ein interessantes Tool, das auf einen Blick zu erkennen gibt, wo die Blutlachen gerade besonders tief sind. Nachfolgend sieht man: Die Technologiebörsen TecDAX und Nasdaq100 sind seit Jahresbeginn die unumstrittenen „Sieger“, wenn man so will. Und auch sonst gilt: Alles rot!

Vollkommen anders gestaltet sich das Bild bei den Rohstoffen und den Edelmetallen. Anhand der folgenden Grafik, ebenfalls vom GENO Broker,  lässt sich gut nachvollziehen, dass nur das Silber in US-Dollar gerechnet von der jüngsten Marktschwäche erfasst wurde.

Das Gold ist mit einem minimalen Verlust von 0,41 Prozent seit Jahresbeginn dagegen so etwas wie der Fels in der Brandung. Die schaurigen Verluste andernorts können dem Edelmetall praktisch nichts anhaben. Das ist umso erstaunlicher, als in Phasen, wie wir sie gerade erleben, oftmals auch Goldbestände verkauft werden, um Barreserven zu schaffen für drohende Zwangsliquidationen von Aktiendepots.

Diesmal sind Anleger aber offenbar nicht bereit, ihre Goldbestände in größerem Umfang zu versilbern. Mit Blick auf die kommenden Monate ist das außerordentlich ermutigend, jedenfalls für jene Investoren, die ausreichend Goldbestände und Bergbauaktien eingelagert haben.

Wenn es in diesen Tagen auch bei den Edelmetallen hie und da einmal etwas ruckelt, dann sollte das Investoren daher nicht beunruhigen: Wenn die Nerven blank liegen, kommen oftmals zunächst alle Sektoren unter die Räder. Nach einer Weile glätten sich dann die Wogen und die Anleger beginnen wieder klar zu denken.

Im aktuellen Umfeld könnte den Investoren beispielsweise auffallen, dass sich die globale Wirtschaft in ein Szenario hineinentwickelt, das als Stagflation bezeichnet wird: Steigende Inflationsraten bei gleichzeitig schwacher Wirtschaftsleitung. In einem solchen Umfeld gibt es klassischerweise nur einen Sieger, und das ist Gold. Die folgende Grafik zeigt das:

Und so ist es auch keine Überraschung, dass der Goldpreis die wichtige Zone zwischen 1.820 und 1.850 US-Dollar je Feinunze trotz der tiefroten Kurstafeln überall immer noch recht entspannt verteidigen kann. In einigen Wochen könnte sich der jüngste Kursrückgang sogar als erfolgreicher Test eines wichtigen Ausbruchsniveaus erweisen. Die folgende Grafik lässt das bereits erahnen:

Die relative Stärke des Edelmetalls ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass mittelfristig eine ähnliche Entwicklung wie im März 2020 anstehen könnte: Im Zuge der Corona-Panik waren Gold und Silber seinerzeit zunächst stark eingebrochen – um sich anschließend noch sehr viel dynamischer zu erholen als der Gesamtmarkt. Wichtig ist das insbesondere mit Blick auf allfällige Bärenmarkt-Rallyes, die nach aller Erfahrung deutlich dynamischer ausfallen als Aufschwünge in einem Bullenmarkt.

Deutlich nervenaufreibender als beim etwas behäbigen Gold geht es im aktuellen Umfeld naturgemäß beim Silber zu. Der vergleichsweise enge Markt ist berüchtigt für seine wilden Kurskapriolen, die auch jetzt wieder so manchem Anleger den Schlaf rauben.

Sehen wir uns das etwas genauer an: Wie die folgende Grafik auf Wochenbasis zeigt, geht es beim Silber jetzt um die alles entscheidende Marke von 22 US-Dollar je Feinunze. Die waagrechte rote Haltezone ist sozusagen die Maginot-Linie, die den Bullenmarkt beim Silber vor den Bären behütet.

Nach dem jüngsten Ausflug unter diese enorm wichtige Haltezone werden Börsenanfänger und ängstliche Gemüter zu der Überzeugung kommen, dass die Bären jetzt wieder im Vorteil sind und das Silber von nun an „zusammenbrechen“ wird.

Doch woher sollte ein solcher Silberpreis-Kollaps denn kommen? Von den Inflationsraten etwa? Hier ist anzumerken, dass Silber als einer der wenigen Rohstoffe weltweit auf die Entwertungsorgie der globalen Währungen noch gar nicht reagiert hat. Oder sollte die Industrie plötzlich etwa kein Silber mehr verbrauchen? Die Annahmen sind geradezu grotesk, denn in Wahrheit sind die Fundamentaldaten beim Silber derzeit so viel versprechend wie bei keinem anderen Rohstoff.

Sehr viel wahrscheinlicher ist daher eine Vermutung, die sich an den Börsen immer wieder bestätigt. Mit einiger Wahrscheinlichkeit wird das Silber-Bäumchen jetzt kräftig geschüttelt, damit der Markt „sauber“ ist, bevor der nächste dynamische Kursanstieg beginnt.

Das bedeutet:  Die schwachen und zittrigen Hände müssen erst hinausbefördert werden – und nichts eignet sich besser für solche Zwecke als ein beherzter Abtaucher unter eine enorm wichtige Haltezone, wie sie beim Silber bei 22 US-Dollar im Markt liegt. Selbst ein kurzfristiger Rutsch in die Gegend um 19 US-Dollar wäre keine Überraschung, sollte die jüngste Verkaufspanik den Silbermarkt noch einmal erfassen.

Tatsächlich üben Zonen, wie die in der folgenden Grafik eingezeichnete waagrechte grüne Linien oftmals eine erstaunliche Anziehungskraft aus. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob es der Schüttelkolonne tatsächlich gelingt, den Silberpreis auch in diesen Bereich zu befördern.

Wobei man sich in dem Zusammenhang vor Augen halten kann, dass das ganze Spektakel beim „Papiersilber“ für Investoren im Grunde genommen vollkommen uninteressant ist. Denn in der Realität hat längst der physische Markt das Kommando übernommen. So zahlen Anleger bei der beliebten kanadischen Maple-Leaf-Silbermünze beim Edelmetall-Händler proaurum derzeit etwa einen Aufschlag zum Spotpreis von rund 38 Prozent. Das bedeutet: Zu den „Silberpreisen“, die im Internet oder in der Tageszeitung zu finden sind, gibt es überhaupt kein Silber. Sie sind eine Art „Fake“…

Zu beachten ist an dieser Stelle außerdem, dass beim US-amerikanischen Silberminen-ETF mit dem Kürzel SIL die Abwärtsumsätze zuletzt deutlich rückläufig waren. Die folgende Grafik zeigt das. Achten Sie auf die grüne Markierung. Die enorm wichtige Haltezone im Bereich von 32,50 US-Dollar (waagrechte rote Linie) wurde in dieser Woche bei vergleichsweise niedrigen Umsätzen unterschritten. Hier könnte sich jetzt tatsächlich ein Szenario abspielen, das wir in der Mai-Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs als den „letzten Rauskegler“ bezeichnet hatten.

Auffallend ist auch die Ähnlichkeit mit der Situation im März 2020. Seinerzeit erfolgte der Absturz praktisch „aus dem Nichts“. Genau wie jetzt wieder. Solche abrupten Einbrüche über mehrere Wochen bei moderaten Umsätzen, die noch dazu von Kurslücken garniert werden, sind ein Ausdruck von schierer Panik und bieten sehr häufig hochinteressante Kaufgelegenheiten, an die sich die meisten Anleger vor lauter Angst jedoch nicht herantrauen.

 

Fazit und Empfehlung:

Der Energieriese Saudi-Aramco hat den Apple-Konzern in dieser Woche als wertvollstes Unternehmen der Welt abgelöst.  Beim Silber sind eifrige „Reinigungskräfte“ dabei, den Markt zu säubern. Und anders als in früheren Panikphasen wird das Gold diesmal nicht abverkauft, wenn den Anlegern wegen der Kursverluste an den Aktienmärkten rund um den Erdball der Angstschweiß auf der Stirn steht.

Anleger können diese Beobachtungen als globalen Gezeitenwechsel interpretieren: Bei den Rohstoffen und den Edelmetallen wird künftig die Musik spielen. Die Unsummen an Kapital, die von den Notenbanken in den vergangenen Jahren in das System gepumpt wurden, dürfte diese Sektoren künftig in ungeahnte Höhen katapultieren.

Die aktuelle Panikphase bietet Anlegern daher eine herausragende Gelegenheit, die Weichen entsprechend zu stellen, denn so aussichtsreich wie derzeit war die Lage an den Börsen schon lange nicht mehr. Anlegern, die einen kühlen Kopf bewahren und eigenständig denken können, eröffnen sich in ausgewählten Sektoren jetzt herausragende Chancen. Machen Sie etwas daraus…

Mehr dazu in der kommenden Ausgabe des Antizyklischen Börsenbriefs.