Die Gleichmacherei sozialistischer Prägung erreicht die Kulturszene. Dem Zeitgeist folgend gelangen dort neuerdings die Mauerblümchen zu ungeahntem Ruhm. So etwa beim Wettbewerb der "nächsten Top-Models Deutschlands" (GNTM). Ein Beitrag für Selberdenker von Daniel Matissek...
Verhöhnung des eigenen Branchennachwuchses: GNTM23-Erstplazierte Vivien (links), Zweitplazierte Somaija (Mitte) und zum Vergleich Heidi Klum bei Karrierestart, für die damals noch andere Auswahlkriterien galten (Fotos:ScreenshotYoutube/Twitter/Imago)
Es gibt Felder, auf denen ich mich sicherlich nie messen würde, schon gar nicht in Wettbewerben physischer Attribute. Gerne trete ich in jeder politischen Debatte an, in jedem Redenschreiberwettbewerb, außerdem auch in jedem Pokerturnier und bei jedem Wettessen – aber ich würde mich nicht als Testimonial einer Fitnesstudiokette, als männliches Akt- oder Laufstegmodell oder als Chippendale-Ersatzmann bewerben und mich nicht einmal mehr bei Tennis- oder Leichtathletikwettkämpfen der Seniorenklasse blicken lassen. McFit oder McDonald’s – irgendwie muss man sich festlegen. Die eigenen Defizite sollte man sich ebenso eingestehen können wie seine Stärken.
In Zeiten der Wokeness und eines zum wahnhaften Exzess getriebenen Kultes um “Selbstbestimmung” jedoch wird das Gebot der Gleichwertigkeit fortwährend pervertiert: Jeder soll alles sein, alles können, alles tun dürfen. Leistungsunterschiede sind verpönt, Qualifikation und Eignung sind nur mehr subjektiv. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit, zwischen Wollen und Können soll und darf nicht mehr unterschieden werden, denn alles andere wäre diskriminierend und traumatisch.
Ästhetik und Ebenmaß haben ausgedient
Vivien Blotzki aus Koblenz, die 23-jährige Gewinnerin der diesjährigen Staffel von “Germany’s Next Topmodel”, ist ganz sicher eine liebenswerte und nette junge Frau, zudem sympathisch und durchaus auf ihre Weise auch hübsch. Sie jedoch zur Siegerin eines Topmodel-Wettbewerbs zu machen, ist eine Verhöhnung des Publikums und eine Frechheit gegenüber zahllosen Kandidatinnen, die zuvor ausgemustert wurden – und zwar nicht obwohl, sondern gerade weil sie das vorweisen konnten, wofür ein “Topmodel” einst stand: Eine Übereinstimmung mit Schönheitsidealen, Ästhetik, Ebenmaß, eine optische Makellosigkeit bei gleichzeitiger individueller Note. Man mag das oberflächlich finden – aber falls es schon jemand vergessen hat: Modelcontests und Schönheitswettbewerbe sind oberflächlich. Hier geht es um äußerliche Ideale, keine Persönlichkeits- oder Intelligenzstudien.
Die neu aufgenommene, pseudoprofessionelle Typisierung von “Curvy-” oder “Plus-Sizes”-Models ändert nichts an der Tatsache, dass hier eine offensichtliche totale Nichteignung zelebriert und eine wie gesagt herzliche und attraktive, aber eben bestenfalls völlig durchschnittliche und zudem adipöse junge Frau mit einem Titel geschmückt wurde, der ihr noch vor wenigen Jahren mit in etwa derselben Wahrscheinlichkeit zuerkannt worden wäre, mit der Björn Höcke zeitlebens je zum Ehrenvorsitzenden von “Mission Sealife” gekürt werden wird.
Woke Kriterien
Die GNTM-Zweit- und Drittplatzierten, beides Persons of Colour, wurden ebenfalls erkennbar ebenso nach woken Kriterien ausgewählt. Nachdem mit Mirella die unvermeidliche Trans-Kandidatin bereits Geschichte war, kürte man mit Somaija eine afrikanischstämmige Kandidatin, die zwar keine Schönheit ist, dafür jedoch männliche Gesichtszüge aufweist. Optisch hatten die beiden Nachplazierten wenigstens insofern noch Modelqualitäten, als sie keine Figur wie ein Sack Elchgeweih aufweisen. Welche Leute auch immer jedenfalls Vivien Botzki eingeredet haben, sie sei bei einem Topmodel-Wettbewerb richtig aufgehoben: Sie müssen vom selben Schlag gewesen sein wie jene, die einst Florence Foster Jenkins in ihrer Überzeugung bestärkten, sie sei eine begnadete Sängerin. Reality sucks, und dass Vivien den ersten Platz gemacht hat, ändert natürlich nichts daran, dass sie absolut kein Topmodel ist und leider praktisch keine der Voraussetzungen mitbringt, die Models nach wie vor weltweit fast überall aufweisen müssen (sieht man von den Woko-Haram-Staaten des globalen Westens ab, wo politisch-zeitgeistig gleichgeschaltete Unternehmen und Modelabels mehr auf Indoktrination der eigenen Kundschaft mit politisch korrekten und transqueeren Diversitätsnarrative setzen als auf den Versuch, ihre Produkte zu verkaufen).
Alle wissen das. Alle sehen das. Auch Heidi Klum und ihre Juroren wissen das, die dieses Schmierentheater mitspielen. Hätten die Kriterien von durchgeknallter Affirmative Action, die Klum heute in ihrer Show zulässt, schon vor 30 Jahren gegolten, zu Zeiten ihres Karrierebeginns, dann hätte sie als Inbegriff der White Supremacy im Modebusiness vermutlich keinen Stich gelandet und wäre als Büroangestellte im Bergischen Land versauert, statt im internationalen Jet Set durchzustarten. Doch weil damals noch Normalempfinden und professionelle Selektionskriterien kongruent waren, konnte sie als weißes Postergirl zu Weltprominenz gelangen – um jetzt, nach Karriereende, mit der Verballhornung jener Maßstäbe zu kokettieren, denen sie den eigenen Aufstieg verdankt, und um auf diese Weise dann den Nachwuchs dem insgeheimen und getuschelten Spott der Öffentlichkeit preiszugeben.Denn jeder, wirklich jeder, schüttelt nur noch den Kopf über diese Auswahl in einem “Contest”, dessen Siegerinnen sich mittlerweile genauso so präzise vorhersagen lassen wie die Quotenplätze von Grünen- und SPD-Wahllisten.
Wer sich zum Deppen macht, beweist “Mut”
Wie so viele andere Wettkämpfe und Shows ist auch GNTM zur rein politischen Inszenierung verkommen, in der ein darwinistisches Prinzip Anwendung findet, das sich letztlich viel weniger von den einstigen “Rassenschauen” der NS-Zeit mit ihrer Schädelvermessungslehre unterscheidet, als ihren Promotoren bewusst ist – nur eben mit umgekehrten Vorzeichen: Statt arisch, blond und blauäugig muss es heute divers, kaffebraun, trans oder dick sein. Idealerweise auch alles auf einmal. Es ist ein Negativrassismus, der unehrlicher nicht sein könnte.
In einer Zeit, in der es als “toll” und “mutig” gilt, sich zum Deppen zu machen und nicht mehr nur die eigene Mittelmäßigkeit, sondern Unterdurchschnittlichkeit zu Markte zu tragen, macht sich der zum Bully, der gutmeinend eingreift und jenen ins Gewissen redet, die sich hier auf verlorenem Posten messen wollen, indem er etwa zur Zurückhaltung rät. So jemand scheint bei Vivien Blotzki jedenfalls gefehlt zu haben. Wo waren ihre Eltern, Verwandte und Freunde, wo waren die Mentoren dieses Mädchens, die doch wissen müssen, dass jenseits der großen Lügen des politischen Raums bei Publikum, Kontrahentinnen und bei 90 Prozent der Bevölkerung auch hier eine völlig andere Wahrnehmung ausgelöst wird? Die ihr sagten: Lass das lieber sein, du bist vieles, aber kein Topmodel? Es war nämlich absolut absehbar und niemand muss sich darüber wundern, dass dort, wo Meinungs- und Gefühlsäußerungen noch unreguliert und unzensiert möglich sind, nun Unverständnis über diese Juryentscheidung dominieren würde – vorgetragen je nach intellektuellem Horizont und Sprachregister in unterschiedlicher Weise, was natürlich sogleich wieder als “Shitstorm” und “Hassrede” gebrandmarkt wird.
Ins offene Messer
Aus Mettwurst wird kein Marzipan, heißt ein derber, aber im Kern treffender Spruch. Wer es trotzdem versucht, kann sich anschließend zwar einreden, er hätte wirklich Marzipan im Mund, doch das ändert nichts an den Tatsachen. Trotzdem ist die Verleugnung der Wirklichkeit nachgerade zur höchsten Tugend erklärt worden. Überall in der Generation der gigasensiblen Snowflakes und zartbesaiteten Empfindsamkeitsgestörten gilt heute das Aufzeigen von Limitationen als menschenunwürdig und kränkend. Nosce te ipsum – erkenne dich selbst – ist allenfalls noch als Tattoospruch in Mode, doch beherzigen will diese Devise längst keiner mehr. “Be what you want” ist das neue Mantra. Ob schlechte Schulnoten, Unterbegabung, Unmusikalität oder eben Nichteignung für Schönheitswettbewerbe: Eltern, Medien, ja selbst Lehrer ertüchtigen Kinder heutzutage selbst bei erwiesener Talentfreiheit, sich bloß nicht “für etwas Schlechteres” zu halten und nassforsch gegen die Besseren anzutreten. “Chancenungerechtigkeiten” soll im Zweifel dann der Staat ausbügeln.
Am Ende laufen sie doch alle ins offene Messer: Entweder, indem sie nach althergebrachten Ausmusterungskriterien, wo diese noch gelten, ausgemustert werden – oder, vielleicht noch schlimmer, indem ihnen ein verlogenes zeitgeistaffines System dann künstlich zu “Erfolgen” verhilft, deren bloßer Symbolcharakter ihnen alsbald schmerzlich bewusst wird, dann nämlich, wenn sie die Erfahrung machen müssen, dass ihre “Leistungen” überhaupt keine sind. Auf diese Weise erzeugt man frustrierte Psycho-Wracks. Insofern kann man Vivien nur wünschen, dass sie für sich andere Wege der Selbstverwirklichung findet als eine Modellkarriere, in der sie früher oder später unweigerlich feststellen muss, doch nicht mehr als eine auf den Schild gehobene Ikone der Anti-Fatshaming-Missionsbewegung zu sein.
Prinzip der Negativauslese
Man will ihr den “Erfolg” ja nicht madig machen – aber leider reiht sie sich nahtlos ein in eine kulturmarxistische Tendenz, Leistung, Elite und Hochklassigkeit zu sabotieren. “Jeder kann es schaffen” wird zur ultimativen Lebenslüge. Fußballspiele ohne Tore, Klassenarbeiten ohne Noten. Dazu dann noch Calvin-Klein-Models vom Format eines mittleren Blauwals, Cellulitebomber mit dem “richtigen” Teint als Allzweckmodels von Tampon- bis zur Nike-Werbung: Auf was dürfen wir uns bald noch alles gefasst machen, was im Namen der Gleichheit und Antidiskriminierung daherkommt? Zu Großmeistern ausgerufene Schachamateure, die gar kein Schach können? Blinde Piloten? Geschmackstaube Weinsommeliers? Analphabeten, die den Literaturnobelpreis erhalten? Fußlahme und Amputierte im Profifussball nach vorheriger Auflösung der stigmatisierenden Paralympics? Es ist wahr: Jeder Mensch hat Werte. Die Suggestion aber, dass jeder in allem gleich wertvoll sein ist, ist der Gipfel des Absurden.
Und so greift das Prinzip der Negativauslese überall um sich. In der Spitzenpolitik, in der staatsnahen Wissenschaft, im Bildungswesen und in praktisch allen anderen Disziplinen, wo Deutsche einst Spitze waren, lässt sich ein fortgesetztes Niveau-Limbo studieren. In einem Land, wo eine Trampolinspringerin und Buchplagiatorin mit Sprachstörung und dem offenkundigen intellektuellen Niveau einer Achtjährigen Außenminister werden kann, verwundert das nicht: Ironischerweise maßt sich dieselbe Politik, die die permanente Apotheose des Nichts (und der Nichteignung) betreibt und “Selbstbestimmung” über alles setzt, dreist an, im Namen des “Gesundheitsschutzes”, der “Risikovermeidung” und eines neurotischen “Lebensschutzes” alles Erdenkliche durchzureglementieren. 10 Gramm Fleisch pro Kopf und Tag; keine Werbung für Süßigkeiten mehr. Genau das, was bei Ricarda Lang oder Vivien lBotzki als “mutig“, “curvy ” und “selbstbewusst” beschworen wird, soll der Normalbevölkerung zugleich als gesundheits- und systemgefährdendes Verhalten ausgetrieben werden. Kognitive Dissonanz aus dem Lehrbuch.